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Vergänglichkeit: Ein Herbstblatt an einer ansonsten grünen Hecke. Das Blatt ist in der mitte dunkelbraun und an den Rändern gelblich-orange

1. November: Vergänglichkeit

Wo bist du sicher verwurzelt?

Eine Frage der Perspektive

Ziemlich genau vor zwei Jahren schrieb ich einen Artikel über den 1. November. Die Fäden, die unter dem Oberthema der Vergänglichkeit zusammenlaufen sind:

  • Ahnengedenken
  • Loslassen
  • Bewusstsein für den immer präsenten Tod, den Anderer und unseren eigenen
  • Dunkelheit, die als Anlass für Trauer oder als tröstlich empfunden werden kann, und auch als angenehmer Grusel zelebriert werden.

Diese Themen haben sich für mich abgeleitet: Kompostierung, Recycling, Resilienz, Verwurzelung. Ich finde es auch spannend, darüber nachzudenken, dass wir jetzt dem 1. Mai gegenüber stehen. Und damit haben wir die beiden großen Themen beisammen: Die Liebe und den Tod. Kein Wunder, dass an beiden Terminen so viel Drama hängt.

Was folgt, sind ein paar Anregungen, wie das Thema Vergänglichkeit mehr oder weniger konkret erlebt werden kann, außerdem die Beschreibungen meiner eigenen Aktivitäten und Erlebnisse. In diesen Artikel werde ich auch in Zukunft eventuell auftauchende neue Ideen einflechten.

Gerade beim Thema Tod möchte ich zu Anfang darauf hinweisen, dass es wichtig ist, dass wir uns damit befassen. Gleichzeitig sind wir dafür verantwortlich, dass wir darauf achten, wie es uns aktuell geht und wie nah wir die damit zusammenhängenden Fragen gerade an uns heran lassen können.

Eine weitere Perspektive bietet die passende Folge des englischsprachigen Podcasts The Wonder.

Vergänglichkeit vor der Tür

Zum 21. September war der Startschuss für die farbenfrohe Seite des Herbstes. Jetzt sind wir mitten in der Phase, in der das Laub auf dem Boden liegt und manchmal noch enthusiastisch raschelt, oft aber als Matsch nur noch sehr entfernt an den Sommer erinnert.

Bei meinen Waldspaziergängen in diesen Tagen ging mir dennoch auf, dass ich deutlich mehr Farblosigkeit erwartet hatte. Einige Bäume waren tatsächlich schon komplett kahl, ein paar trugen nur dürre, dunkelgraue Blätter. Der Gesamteindruck war aber tatsächlich noch ziemlich grün. Wenn auch etwas matt. Je nachdem, wo ich hinsah und mit welchen Augen, sah ich Rückzug und Ausatmen und gleichzeitig Farbtupfer und tapferes Aufraffen. Vergänglichkeit ist oft ein langsamer Prozess.

Ich habe einige Gänsescharen auf ihrem Zug in den Süden gesehen und gehört. Leider hatte ich da jeweils keine Kamera dabei, und wenn ich eine dabei hatte, waren weit und breit keine Gänse bereit, sich ablichten zu lassen.

Dieses Jahr fand ich den Oktober wirklich ungewöhnlich warm, oft reichte mir die Temperatur dazu, im T-Shirt draußen zu sein. Diese langsam deutlicher werdende Erwärmung ist eine andere Art von Abschied. Auch wenn wir noch einiges unternehmen können, wird das Klima wohl nicht wieder so werden wie noch Ende des letzten Jahrhunderts. Davon Abschied zu nehmen fällt mir tatsächlich nicht leicht.

Seit in den Wäldern Totholz öfter liegen gelassen wird, können wir dem Prozess der Zersetzung direkt am Wegrand zusehen. Mich hat dieses gelassene Recycling in der Natur schon immer fasziniert. In manchen Fällen waren selbst die Fruchtkörper der Pilze (die mir dieses Jahr entweder mehr auffallen, oder die eine richtig gute Saison haben) schon ein bisschen durch mit dem Allermeisten.

Wie sieht es bei dir aus? Gibt es noch grün belaubte Bäume, oder ist die Natur bei dir schon weiter in Richtung der dunklen Jahreszeit voran gekommen? Siehst du die Anzeichen von Vergänglichkeit in deiner Umgebung?

Raus in den Garten

Aktuell müsste auch ich mich mal aufraffen und zum Beispiel die vertrockneten Spargelbäumchen einsammeln und ganz allgemein meinen Garten winterfest machen. Meine Vorstellung vor allem von selbst angebauten Kohlpflanzen loslassen. Die sind mir jetzt mehrere Jahre hintereinander von Schnecken und Kohlweißlingen weg geknabbert worden. Und gleichzeitig möchte ich noch einmal zurück sehen und mich freuen, was alles gut gelaufen ist, nur jetzt erst einmal Pause hat.

Jedes Jahr überraschen mich Ende Oktober die Blumen, die schon in meinem Garten waren, bevor ich hier einzog, indem sie unerschütterlich aufblühen. Und dann sind da noch die von mir selbst gepflanzten Rosen, die Fuchsien und die Storchschnäbel, die den Schnecken getrotzt haben und die jetzt noch einmal alles geben.

Einige wichtige Gartenarbeiten findest du hier hierhier gibt es Hinweise, was du jetzt noch aussäen kannst.

Wie sieht es bei dir zuhause aus? Gibt es noch ein paar Farbtupfer in Form von Blüten oder Beeren? Hast du deinen Garten schon winterfest gemacht?

Meditation über Vergänglichkeit

Neben meiner eigenen Meditation gibt es online eine breite Auswahl an passenden und unterschiedlich langen geführten Meditationen unter den Stichworten „Samhain“, „Loslassen“ oder „Resilienz“. du findest auch geeignete Yogaflows zu diesen Suchbegriffen, geeignet wäre natürlich auch ein Yogaflow mit dem allgemeinen Schwerpunkt Loslassen. Hier ist ein Halloweenyogavideo von Adriene Mishler. Lass dich nicht vom Anfang abschrecken, es wird noch wieder flauschiger. Eine weitere Alternative wäre noch, einfach in der Stille eins oder mehrere der Themen dieses Tages in geeigneter Atmosphäre zu meditieren.

Kreativität ausleben

Ich habe nach dieser Anleitung einen kleinen Schädel gehäkelt und danach gleich noch einen zweiten. Für mich sehen diese Amigurumis gleichzeitig thematisch passend und einfach niedlich aus. Außerdem gibt es ein paar Kürbisse zu stricken. In der verlinkten Anleitung sind sie ohne Gesicht, da lässt sich natürlich eins drauf sticken. Ansonsten gibt es viele verschiedene Anleitungen für Jack O’Lanterns zum Stricken oder häkeln, zum Beispiel diese hier. Den Häkelkürbis habe ich auch gleich zweifach angefertigt, einmal in Handtellergröße und einmal in ganz klein.

Dieses Totenkopfdreieckstuch habe ich tatsächlich schon vor ein paar Jahren gehäkelt. Es hat zwar eine ganze Weile gedauert, aber die Mühe war es echt wert. Das Muster kann auch in andere Formen und für andere Zwecke angepasst werden und sieht sicherlich auch in weiß oder ganz andere Farben sehr dekorativ aus.

Wenn der Herbst schon einmal da ist, wie wäre es dann damit, einen richtig altmodischen Drachen zu bauen? Oder eine Laterne zum Herumlaufen draußen oder zum Hinstellen im Haus?

Was auch noch richtig passend sein könnte: Familienphotos sammeln und zum Beispiel in einem Album oder an der Wand zusammen zu stellen, vielleicht als Stammbaum kombiniert. Oder du könntest auf deine Weise einen Stammbaum oder eine Ahnentafel ohne Bilder gestalten.

Dabei kannst du auf wirkliche Verwandte zurückgreifen oder überlegen, auf wessen Schultern du sonst noch stehst. Die andere Seite der Vergänglichkeit ist das Weiterreichen von Wissen und Eigenschaften. Was die eine Generation bewahrt hat, kann sie an die nächste weiter reichen.

Zum 2. Februar habe ich nach dieser Anleitung für einen Smartphoneständer aus fester Pappe einen Aufsteller gebastelt, auf dem ich das ganze Jahr über ein jeweils jahreszeitlich passendes Bild präsentieren kann. Jetzt werde ich ein neues Bild anfertigen und meinen eigenen Fokus für die kommenden Wochen neu gestalten.

ein Aufsteller aus roter Pappe

Essen und Trinken im November

In Norddeutschland ist Fliederbeersuppe ein traditionelles Gericht. Eigentlich geht es um Holunderbeeren und die Suppe verbindet tiefrote und weiße Anteile, außerdem erdig-bittere und süße Geschmacksnoten.

Das Originalrezept habe ich für eine Blogparade veganisiert. Dabei ging es nur darum, die Grießklößchen ohne Ei zuzubereiten.

Herbstgericht: Ein weißer Teller, darauf eine dunkelrote Suppe. In der Suppe liegen cremefarbene Grießklößchen und ein paar dunkelrot verfärbte Apfelstückchen.

Musik hören oder machen

Jürgen Fastje, den ich im Laufe dieser Blogartikelserie kennengelernt habe, bietet auch eine Playlist mit Halloweenliedern an. Allesamt lustige Kinderlieder mit mittlerem Gruselfaktor und Motivation zur Bewegung.

Genauso, wie es zum 1. Mai eine scheinbar unendliche Fülle an Liebesliedern und Hochzeitsmusik gibt, findet sich sehr viel Musik über den Tod und Abschied. Im klassischen Bereich kennen wir wohl alle Chopins Trauermarsch, der melancholisch und getragen Assoziationen zu diversen Filmszenen weckt. Auch Fanny Mendelssohns November ist sehr schwermütig und gleichzeitig würdevoll und elegant.

Tori Amos sieht ihrer Zeit als „Happy Phantom“ recht zuversichtlich entgegen und stellt sich vor, welchen Schabernack sie als Geist treiben kann und wie viel fröhliche Freiheit dieser neue Zustand bieten wird. Ähnlich positiv präsentieren die Ärzte in „Pro-Zombie“ das Dasein als Zombie, wenn sie auch zugeben müssen, dass diese Art zu leben Einschräkungen mit sich bringen wird: „Denn machen wir uns mal nichts vor: Wer nimmt schon nen Zombie als Spediteur?“

Deutlich weniger heiter fragt sich Art Garfunkel mit „Bright Eyes“, wie es sein kann, dass Augen, die vor kurzen noch so sehr gefunkelt haben, irgendwann das Licht verlassen wird. In „Der Kavalier“ beleuchtet Farin Urlaub die Geschichte aus der Sicht des Todes, der neutral und eher höflich nur einen Job macht, einen sehr langen Atem hat und letztlich unüberwindbar ist. Am besten freunden wir uns also mit dem ganzen Konzept an.

Knut Kiesewetter besingt im Lied von „Fresenhof“, wie die Natur im Herbst immer ungemütlicher wird, wie wir es und aber zunehmend drinnen gemütlich machen und uns auf das soziale Netzwerk besinnen können, das uns durch dunkle Zeiten tragen wird. Gaia Consort erzählen uns in „Cold winter Coming“ von der Unausweichlichkeit und davon, dass es sich gleichzeitig lohnt, den eigenen Standpunkt und die eigene Haltung zu überprüfen.

Gerade der Metalbereich blüht besonders im Morbiden und im Abklopfen der Dunkelheit. Ein bekannter Klassiker ist hier „Fear of the Dark“ von Iron Maiden, die das Gefühl beschreiben, dass da etwas nicht genauer Benennbares immer in der Nähe ist. Bloodywoods „Yaad“ beschäftigt sich dagegen mit der Trauer über den Verlust einer nahestehenden Person, wobei es sich dabei nicht immer um menschliche Personen handeln muss.

Dieses Mal habe ich auch zwei Stücke aus Kinderfilmsoundtracks dabei. Natürlich darf „This is Halloween“ aus „Nightmare before Christmas“ nicht fehlen. Auch die Bewohner*innen des Ortes Halloween sind zwar gruselig und erschrecken professionell Menschen durch das Herumlungern unter Betten, meinen es trotzdem nicht böse. Es ist einfach wie es ist.

Das zweite Lied ist „Let it Go“ aus Disneys „Frozen“ oder „Die Schneekönigin“. In diesem Fall überwindet die Protagonistin Elsa ihre inneren Widerstände gegen das Loslassen von Konzepten und Vorstellungen darüber, wie sie sein sollte. Auch das ist aus meiner Sicht ein Thema dieser Tage. Loslassen kann sehr unangenehm und unbeliebt sein. Auf der anderen Seite steht gleichzeitig oft eine Freiheit, deren Intersität mir persönlich beim Hören dieses Liedes die Tränen über das Gesicht laufen lässt.

Lesen

In dieser Zeit der Einkehr und des Rückbesinnens wäre es vielleicht mal wieder Zeit, die Bilder im Familienphotoalbum anzusehen. Oder vielleicht alte Briefe zu lesen. Auch wenn ein aktuelles Thema Loslassen heißt, ein bisschen Nostalgie passt genauso zur Herbstmitte.

Ich habe wieder einen passenden Roman von Terry Pratchett im Angebot, und zwar „Mort“. Auf deutsch heißt das Buch „Gevatter Tod“. Es geht darum, dass der personifizierte Tod sich einen Menschen als Auszubildenden aussucht und dieser dann mal eine neue Perspektive auf die Vergänglichkeit der Menschen und Fragen zum Beispiel nach der Gerechtigkeit und der Unausweichlichkeit dahinter stellt.

Ein Gedicht gibt es auch wieder: Theodor Fontane beschreibt, wie sich angesichts der Dunkelheit das Bewusstsein auf das fokussiert, was wirklich wesentlich ist.

Ausgang

Immer enger, leise, leise,
Ziehen sich die Lebenskreise,
Schwindet hin, was prahlt und prunkt,
Schwindet Hoffen, Hassen, Lieben,
Und ist nichts in Sicht geblieben
Als der letzte dunkle Punkt.

Theodor Fontane . 1819-1898

Fragen zur Vergänglichkeit stellen

Dies sind die Fragen, die du dir oder einem Orakel jetzt stellen könntest:

  • Was hast du von deinen Vorfahren an Eigenschaften geerbt?
  • Auf wessen Schultern stehst du?
  • Wie stark verwurzelt es dich, zu wissen, wer vor dir war?
  • Was gibst du kommenden Generationen mit auf den Weg?
  • Was hättest du gerne behalten, was betrauerst du?
  • Was kannst du leicht loslassen?
  • Wo wartest du auf den Herbststurm, der dir die Entscheidung zum Loslassen abnimmt?
  • Wo siehst du deine eigenen resilienten Anteile?
  • Wer bist du in deinem widerstandsfähigen Kern?
  • Wie ist ganz allgemein Dein Verhältnis zur Transformation von Gewohntem zum Dünger für die Zukunft?
  • Was in der Geschichte der Menschheit macht dich dankbar?
  • Welche Projekte hast du dieses Jahr begonnen, Energie und Zeit investiert, um dich am Ende ihrer Laufzeit daraus wieder zurück zu ziehen?

Deine wichtigsten Erkenntnisse in den Fokus setzen

Mein Fokus zur Feier der Vergänglichkeit. Darauf ein Teelicht, ein Ziegelstein, ein paar braune Baumblätter, ein gehäkelter Totenkopf eine gehäkelte blaue Rose und das Bild eines Baumes ohne Laub
Mein Fokus vom 1. November bis zur Wintersonnenwende am 21. Dezember. Hier siehst du den gehäkelten Totenkopf.

Was sind für dich die wichtigsten Antworten auf Deine Fragen, die für dich am passendsten Zitate oder Gedichte? Lässt sich für dich ein Musikstück zum Mai auf ein Symbol verdichten? Hast du draußen in der Natur oder in deinem Garten einen Gegenstand gefunden, der es verdient hat, auf deinem Fokus präsentiert zu werden?

Der nächste Termin für diese Artikelserie ist der 21. Dezember. Kurz vorher werde ich den entsprechenden Post auf meinem Blog veröffentlichen und den Link in den beiden Hauptposts hier und hier einfügen.

Hast du eine Tradition rund um den 1. November? Hast du schon für dich sortiert, was du wann und wie für dieses Jahr loslassen oder auflösen willst? Wie fühlt sich das Thema Vergänglichkeit für dich an?


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