Ein Wörterbuch Mathe – Deutsch? Nächste Woche steht für mich die letzte Ferienwoche an. Das ist die Zeit, in der wir uns in der sogenannten „Intensiv-Woche“ gemütlich warmlaufen. Dabei werde ich auch wieder Sachaufgaben bearbeiten und Geschichten zu mathematischen Ausdrücken erfinden lassen.
Und wir werden wieder darüber sprechen, dass Mathematik in mancher Beziehung wie eine Fremdsprache ist. Und dass sie dadurch für viele ein Buch mit sieben Siegeln darstellt. Obwohl unser Alltag eigentlich eine unendliche Reihe von Sachaufgaben ist, ist genau diese Art Aufgaben ziemlich unbeliebt. Deswegen denke ich tatsächlich schon lange darüber nach, ein Wörterbuch Mathe-Deutsch zu schreiben.
Da kommt mir Eva Heers Blogparade sehr gelegen. Sie fragt, welches Sachbuch ich gerne schreiben möchte, warum ich das Thema liebe, wie Menschen davon profitieren können und was mich davon abhält. Unter #MeinSachbuch2024 haben sich schon einige spannende Blogbeiträge angesammelt. Die Themen sind so bunt gemischt wie motivierend.
Warum liebe ich Mathematik?
Ich habe schon einmal eine Liebeserklärung an die Mathematik geschrieben. Kurz davor hatte ich über die Frage gebloggt, ob wir Mathematik abschaffen sollten 😉
Abgesehen davon, dass Mathematik aktuell immer noch eine zentrale Stellung in den Schulabschlüssen hat: Mathematik ist ästhetischer und magischer, als viele von uns annehmen. Das Problem ist die Art, wie sie vermittelt wird.
Aus gutem Mathematikunterricht können wir Logik und Problemlösungsstrategien mitnehmen, im besten Fall eine große Portion Selbstwirksamkeit. Durch die Beschäftigung mit der Entwicklung mathematischer Methoden treten wir in Kontakt mit Persönlichkeiten lange vergangener Zeiten und lernen dabei auch etwas über uns als Menschen.
Wie ich schon sagte, im Alltag lösen wir oft Sachaufgaben, ohne groß darüber nachzudenken. Und bei solchen Gelegenheiten können wir das auch. Sehr wahrscheinlich, weil wir nicht an einer im Fachjargon formulierten Fragestellung hängen bleiben.
Wie könnte das Wörterbuch Mathe-Deutsch genutzt werden?
Im Frühjahr 2024 habe ich eine Reihe über die Abiturklausuren in Mathematik geschrieben. Dafür bin ich die Klausuren der vergangenen Jahre durchgegangen und habe Strichlisten geführt, welche Aufgabentypen immer wieder vorkamen. Die regelmäßig wiederkehrenden Fragestellungen habe ich dann vorgestellt und Tipps für Lösungsansätze gegeben. (HMF, Analysis, Stochastik, Vektoren)
Das Wörterbuch Mathe-Deutsch würde ich ähnlich gestalten. Allerdings würde ich die ausführlichen Rechenwege weglassen, dafür mehr Varianten für mögliche Formulierungen auflisten, die jeweils in „normalem Deutsch“ alle den gleichen Arbeitsauftrag bedeuten.
Im Unterricht ist es mir wichtig, dass meine Schüler:innen realisieren, dass viele Aufgaben im Grunde identisch sind. Sie kommen nur in immer wieder neuer Verkleidung daher. Das zu lernen ist ein erstes Anliegen für mein Wörterbuch.
Ich stelle mir vor, dass das Wörterbuch parallel zur Bearbeitung konkreter Aufgaben genutzt wird. Dabei können die Schüler:innen zunächst das jeweilige Thema nachschlagen und dann nach einer Formulierung suchen, die der in ihrer Aufgabe ähnlich ist. Dieser Suchprozess vertieft auf einer Metaebene das Verständnis für den jeweiligen Sachaufgabentyp.
Unabhängig davon könnten sie das Buch auch nutzen, um im Voraus das „Übersetzen“ mathematischer Formulierungen in Alltagsdeutsch zu üben. Ähnlich wie sie das mit einem Lehrbuch für eine Fremdsprache auch tun. Meine Hoffnung ist, dass sie durch das Wiedererkennen allmählich mehr Sicherheit im Umgang mit der Mathematik bekommen. Dass sie merken, wie viel Fachkompetenz sie eigentlich wirklich haben. Und dass sie diese Fähigkeit einsetzen können, wenn sie erst einmal die Sprachbarriere überwunden haben.
Und vielleicht merken sie dann ja auch, wie schön die Mathematik in Wirklichkeit ist 😉
Was hat mich bisher vom Schreiben abgehalten?
Ich schreibe grundsätzlich sehr gerne. Mein Blog ist für mich ein wunderbares Medium, um mich auszudrücken und mit anderen in Kontakt zu kommen. Die Kurzgeschichten–Challenge fordert immer wieder meine Phantasie und vor allem meine Tendenz zum Prokrastinieren heraus.
Im Zuge meiner Ausbildung habe ich schon zwei Bücher geschrieben, die Diplomarbeit über Schwermetalle in Böden und die Doktorarbeit über Wachskristalle und Gashydrate in Pipelines. Beide decken allerdings eher keine Themen für das Mehrheitsinteresse ab. Außerdem habe ich beide Bücher nicht verlegt, sondern jeweils eine Handvoll Ausgaben drucken lassen. Diese stehen jetzt in zwei Uniarchiven und bei mir Zuhause 😆
Ein Wörterbuch Mathe-Deutsch würde sicherlich mehr Menschen ansprechen. Leider scheue ich bisher zwei Dinge:
Zunächst den Aufwand. In meinem Kopf habe ich schon ein paar Seiten beisammen, aber ich müsste das alles schreiben. Dabei würde ich vermutlich feststellen, dass es strukturell so noch nicht funktioniert. Dann müsse ich umorganisieren und so viel Inhalt zusammen schreiben, dass es für ein Buch reicht. Und dann habe ich noch keine Entscheidung darüber getroffen, wie ich dieses Wörterbuch Mathe-Deutsch unter das Volk bringen soll.
Was mich noch mehr abschreckt: Abgelehnt zu werden. Wenn ich mir vorstelle, wie ich mich bei Verlagen melde und dann eventuell höre, dass kein Interesse besteht, habe ich noch weniger Motivation, mich überhaupt ans Schreiben zu machen. Und dann müssten ja noch Schüler:innen genau wie ich der Meinung sein, dass ein Wörterbuch Mathe-Deutsch eine sinnvolle und wichtige Hilfe für den Unterricht ist. Die innere Kritikerin erzählt mir zuverlässig, dass es am Ende gar keinen Markt für meine Sachbuchidee gibt 🤔
Was könnte mich zum Wörterbuch Mathe-Deutsch motivieren?
So gerne ich Bücher aus Papier mag: Ich stelle es mir sinnvoll vor, wenn dieses Wörterbuch für eine automatische Textsuche geeignet wäre. Meine Zielgruppe ist immer stärker geprägt von der Nutzung elektronischer Medien und ich selbst verwende auch mehrfach am Tag die Kombination Strg-F 😉
Außerdem könnte ich ein elektronisches Buch einfacher aktualisieren und stetig erweitern. Ich könnte schon erste Kapitel zur Verfügung stellen und Feedback dazu einholen. Weil ich sowieso ständig mit Sachaufgaben arbeite, könnte ich als „unverständlich“ auftretende Formulierungen kontinuierlich in meine Sammlung einfügen und damit den abschreckenden Berg an Aufwand in kleine Portionen zerteilen.
Mit jedem Jahrgang, den ich durch das Abi begleite, merke ich es deutlicher: Viel Potential für gute Mathenoten und Freude am Lernen verpufft an einer unnötigen Sprachverwirrung. Vielleicht ist dieses Schuljahr ja die Gelegenheit, endlich mein Wörterbuch Mathe-Deutsch zu schreiben 😄
Schreibe einen Kommentar