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Sommersonnenwende: Blick auf üppig belaubte Bäume und Sträucher im Sonnenschein

21. Juni: Wenn die Revolution warten muss

Wie kann ich den Sommeranfang zum Auftanken nutzen?

Wenn die Revolution warten muss

Ziemlich genau vor zwei Jahren schrieb ich einen Artikel über den 21. Juni. Die traditionellen Fäden, die hier zusammenlaufen sind:

  • die Sommersonnenwende
  • Sommerferien
  • St. Johannis und das Ende der Spargelernte

Diese Themen haben sich für mich abgeleitet: Der besondere Wert, den Dinge aus ihrer Vergänglichkeit erhalten, die Bedeutung des Pausemachens zum Kräftesammeln für magerere Zeiten, das Genießen der Fülle, das Vertrauen in natürliche Abläufe und das rechtzeitige Haltbarmachen.


Was folgt, sind ein paar Anregungen, wie diese Themen mehr oder weniger konkret erlebt werden können, außerdem die Beschreibungen meiner eigenen Aktivitäten und Erlebnisse. In diesen Artikel werde ich auch in Zukunft eventuell auftauchende neue Ideen einflechten.

Raus vor die Tür

Für meine Bedürfnisse ist es tatsächlich schon grenzwertig warm, selbst hier in Norddeutschland. Selbst meine Katze liegt aktuell den größten Teil des Tages wie geschmolzen auf der Seite. Davon abgesehen ist es wie jedes Jahr wieder kaum fassbar, dass es morgens um fünf und abends um elf Uhr schon beziehungsweise noch so hell ist. Der früheste Sonnenaufgang war allerdings schon vor ein paar Tagen, die weitere Zunahme der lichten Zeit resultiert seitdem aus dem noch jeden Tag später stattfindenden Sonnenuntergang. Für die Wintersonnenwende hatte ich das mal grafisch dargestellt, im Sommer sieht es ziemlich ähnlich aus, nur andersherum.

Die Zartheit des Maianfangs ist einer üppigen Fülle gewichen, überall blühen und duften die Rosen. Der Haupteindruck draußen ist grün mit großzügig darüber verteilten Farbtupfern. In meiner Umgebung sind neben den Rosen, die hier traditionell häufig gepflanzt werden, auch die Holunderbüsche noch mehrheitlich in strahlend weißer Blüte. Es gibt kaum einen Wegabschnitt, auf dem ich nicht von ihrem Duft begleitet werde. Die Lindenblüten gehen gerade erst auf, sie werden dann in ein paar Tagen mit ihrem Duft den Holunder ablösen.

Wie sieht es bei dir aus? Welche Blüten siehst du in Deiner Umgebung besonders häufig? Was kannst du in der Natur um dich herum gerade riechen? Gibt es bei dir auch so viele Schmetterlinge, die die Wärme der Sonne aufzusaugen scheinen?

Raus in den Garten

In meinem Garten sind einige Pflanzen der Schneckenarmee erlegen, fast alle Sonnenblumen, die Zucchinis und die Kürbisse. Wer es bis hierher geschafft hat, gedeiht aktuell ohne meine ständige Aufsicht prächtig von alleine. Ich habe zum noch einmal Erbsen gepflanzt und unterschätzt, wie sehr die in die Breite gehen, wenn sie nicht so herum mickern wie 2021. Jetzt bin ich sehr verliebt in die Pflanzen, die mein Hochbeet reichlich ausfüllen und voller Blüten und jeden Tag dicker werdender Schoten sind.

Im gleichen Maß, wie die Beleuchtung durch die Sonne zunimmt, sorgen in meiner Region (Baumschulkreis Pinneberg) die vielen Bäume für willkommenen Schatten, so auch in meinem Garten. Für die schattigen Ecken bin ich als Freundin eher niedriger Temperaturen sehr dankbar.

Die Klettererdbeeren, die jetzt schon zwei Jahre in meinem Garten stehen, sind noch etwas zögerlich beim Klettern. Dafür breiten sich ganz ohne mein Zutun Wilderdbeeren aus. Genaugenommen gerade durch mein mangelndes Zutun, weil ich nämlich auch in Sachen „Unkrautbeseitigung“ so wenig getan habe.

Die Spargelpflanzen muss ich dieses Jahr laut Anleitung noch in Ruhe lassen, damit sie genug Kraft sammeln können. Ich finde diese Bäumchen, die dann aus den zunächst kleinen Trieben herauswachsen und die grünen Beeren daran wunderschön und faszinierend. Wieder eine Gelegenheit, bei der es durch Nichteingreifen etwas Neues zu Beobachten gibt.

Im letzten Jahr hatte ich schon ein paar Bewässerungskugeln gekauft, dieses Jahr kamen noch ein paar Tonkrüge zum Einbuddeln und ein paar Tonaufsätzen für Saftflaschen dazu. Dadurch muss ich mich um die Pflanzen, an denen mein Herz besonders hängt, noch weniger sorgen und komme mit dem Inhalt meiner Regentonne sogar noch länger aus.

Die drei wichtigsten Gartenarbeiten findest Du hier, ein paar weitere Tipps hier. Wie sieht es in deinem Garten, auf deinem Balkon oder Fensterbrett aus? Was wächst dort jetzt ohne dein Zutun oder vielleicht gerade durch dein Nichtstun?

Meditation

Neben meiner eigenen Meditation gibt es online eine breite Auswahl an passenden und unterschiedlich langen geführten Meditationen unter den Stichworten „Sommersonnenwende“, Kräftesammeln und Regeneration. Du findest auch geeignete Yogaflows zu diesen Suchbegriffen, geeignet wäre natürlich auch ein Yin-Yogaflow. Eine weitere Alternative wäre es, einfach in der Stille eins oder mehrere der Themen dieses Tages in geeigneter Atmosphäre zu meditieren.

Kreativität ausleben

Zum Basteln habe ich nach Anleitungen für Miniaturhängemattten gesucht. Es gibt eine ganze Reihe, unterschiedlich komplex, auf Deutsch und auf Englisch. Ich habe mich an diese hier gehalten, allerdings in der zweiten Reihe eine Schlaufe weniger gehäkelt, bei Interesse gerne nachfragen. Diese Idee beschreibt eigentlich ein Geldgeschenk in Hängemattenform, aber der Schein kann bei Bedarf ja leicht durch anderes Papier Deiner Wahl ersetzt werden.

Auch für die Sonnenwende bieten sich Blumenkrönchen an, besonders auch für Kinder. Vielleicht sind jetzt kräftigere Farben passend als im Frühling, das Wichtigste ist die Freude an der Fülle. Statt der Papierblumen häkele ich aktuell ein paar Rosen in leuchtend bunten Farben.

Um die Sonne an sich zu repräsentieren, kannst Du sie zum Beispiel auf Papier oder Holz mit Wolle und Stoffstreifen weben. Eine weitere schöne Idee ist eine Laterne, die Du vor dem Zusammenkleben mit Wasserfarben selbst gestaltest.

Wenn noch nicht das Richtige für Dich dabei war oder Du einfach noch weitere kreative Projekte suchst, gibt es hier eine ausführliche englischsprachige Liste mit Bastelideen auf Englisch.

Zum 2. Februar habe ich nach dieser Anleitung für einen Smartphoneständer aus fester Pappe einen Aufsteller gebastelt, auf dem ich das ganze Jahr über ein jeweils jahreszeitlich passendes Bild präsentieren kann. Jetzt werde ich ein neues Bild anfertigen und meinen eigenen Fokus für die kommenden Wochen neu gestalten.

ein Aufsteller aus roter Pappe

Essen und trinken

Wenn mir irgendetwas für den 21. Juni einfällt, dann sind es Erdbeeren, Holunder und eine letzte Spargelmahlzeit. Ich persönlich bevorzuge grünen Spargel. In meinen Garten habe ich die violette Variante gepflanzt, da bin ich mal auf das nächste Jahr gespannt.

Für dieses Jahr habe ich Holunderblüten, die bei uns tatsächlich aktuell noch sehr viel in frischer weißer Form zu finden sind, gesammelt und damit einen Holundersekt angesetzt. Falls der Holunder auch bei dir noch nicht überall verblüht ist, findest du hier eine ganze Reihe an Rezepten. Denke daran, nur so viel zu pflücken, wie du brauchst, und genug Blüten übrig zu lassen, damit es später im Jahr noch Beeren für die Tiere geben wird.

Ein Schraubdeckelglas, darin Wasser, Zitronenscheiben und Holunderblüten

Musik hören oder machen

Im klassischen Bereich hat Fanny Mendelssohn in ihrem Zyklus durch das Jahr natürlich auch ein Stück über den Juni komponiert. Wenn ich es höre, sehe ich mich am einem Sonntagnachmittag gemütlich in meinem Garten sitzen und aus der schattigen Ecke heraus die Schmetterlinge beobachten. Das Prélude à l’après-midi d’un faune von Debussy fühlt sich im Vergleich dazu noch deutlich wärmer an, ein Vorgeschmack darauf, wie der Sommer noch werden wird.

Die Liste wäre nicht vollständig ohne die Vertonungen des Sommers von Vivaldi und Glasunov. Beide haben für mich den üppigen Schwebezustand des Sommers überzeugend in zeitlose Musik umgesetzt. Bei meiner Recherche kam ich schließlich auch auf Apaisé, boisé von Camille Pépin, ein zeitgenössisches Stück, das mich in einen sommerlichen Wald mit sehr alten Bäumen versetzt.

Genau wie zum Thema Liebe zum 1. Mai gibt die Popmusik eine unendliche Liste an Liedern über den Sommer her. 36 Grad und es wird noch heißer lässt mich vermuten, dass Inga Humpe sich über die steigenden Temperaturen deutlich mehr freut als ich. Farin Urlaub drückt es eher so aus, dass ich mich komplett verstanden fühle, meine Katze vermutlich auch: Es ist „Zu heiß“ für alles, unter anderem (wenn auch nicht nur) für den Straßenkampf. Die Revolution verschieben wir also besser auf den Herbst oder so.

Als Kind der Siebziger hat sich mir aus der Plattensammlung meines Vaters Summer in the City von The Lovin‘ Spoonful ganz tief eingeprägt, damals schon ein Oldie. Die tröstliche Nachricht: „Despite the heat it will be alright.“ Wir machen es uns einfach so gemütlich es geht, und feiern, wenn am Abend die Temperaturen nachlassen.

Auch an Kinderliedern mangelt es nicht. Der Schneemann Olaf aus Disney‘s „Frozen“ träumt zum Beispiel davon, endlich mal den Sommer zu erleben.

Jürgen Fastje, dessen Youtubekanal mir im Frühling aufgefallen ist, hat auch eine Playlist für den Sommer. Besonders entzückend finde ich daran Idas Sommerlied aus der Serie „Michel aus Lönneberga“. Irgendwann muss ich nochmal die Sommersonnenwende weiter oben im Norden erleben, um Idas Sommergefühl so richtig nachempfinden zu können.

Ausgesprochene Sommerlieder aus der Metalsparte sind mir noch nicht eingefallen, allerdings passt kaum etwas im Rockbereich besser zum Ferienbeginn als „School‘s Out“ von Alice Cooper. Demnächst ist es ja wieder soweit und ich kenne ein paar junge Menschen, die sich ziemlich auf die scheinbar undendliche freie Zeit freuen. Ansonsten genießen wir einfach mit Type O Negative ein bisschen „Summer Breeze“.

Zuletzt lässt sich noch ganz einfach mit mit Lisa Thiel, Gaia Consort oder mit der lettischen Gruppe Tautumeitas die immer wieder „zurück kehrende“ Sonne feiern. Letztere tanzen zwar auf einem abgemähten Getreidefeld, textlich geht es aber um die Sommersonnenwende.

Lesen

Theodor Storm hat im folgenden Gedicht genau das eingefangen, was mir in diesen Tagen auch so am Herzen liegt: Wie wir das Grün, die Wärme und das Leben jetzt auftanken können, damit wir uns später in dunkleren Zeiten daran erinnern:

Ein grünes Blatt

Ein Blatt aus sommerlichen Tagen,

Ich nahm es so im Wandern mit,

Auf daß es einst mir möge sagen,

Wie laut die Nachtigall geschlagen,

Wie grün der Wald, den ich durchschritt.

Theodor Storm

Du findest gerade für die sommerliche Urlaubszeit eine Fülle an Vorschlägen mit aktuellen Romanen. Was ich mir mal auf die Liste setzen werde, ist Jenny Odells Buch über das „Nichts tun“, sowie Björn Kerns „Das Beste, was wir tun können, ist nichts“. Er selbst sagt:

„Wenn ich im Hochsommer auf meiner Bank im Oderbruch sitze, die Füße in einer Wanne voll Eiswasser getaucht, ein kaltes Bier neben mir, dann weiß ich, dass ich es geschafft habe.“

Björn Kern

Der Hochsommer kommt ja erst noch, aber die Wanne mit kaltem Wasser für meine Füße kann ich mir schon mal vorbereiten.

Auch ein Kinderbuch über das Thema ist mir über den Weg gelaufen: „Der schönste Tag zum Nichtstun“ von Nikola Huppertz. Ihre kleine Heldin klingt auf jeden Fall ziemlich weise: „Zum Glück lässt sich Roberta nicht von ihrem Plan abbringen und hat eine herrliche Zeit beim Herumliegen.“

Zwei miteinander zusammenhängende Geschichten dürfen in dieser Liste nicht fehlen: Der Sommernachtstraum von Shakespeare und der unverhohlen auf diesen Klassiker anspielende Prattchettroman „Lords and Ladies“. Beiden gemeinsam ist eine Hintergrundgeschichte, in der eine königliche Hochzeit ansteht, eine Gruppe von Handwerkern ihr Bestes geben, um ein Theaterstück auf die Beine zu stellen und die Aktivitäten der Elfen drohen, alles gründlich durcheinander zu bringen.

Fragen stellen

Dies sind die Fragen, die du dir oder einem Orakel jetzt stellen könntest:

  • Was wächst oder blüht in deinem Leben ganz ohne deine Mitarbeit?
  • Was profitiert davon, wenn du dich mit Interventionen zurückhältst?
  • Wie hilft die Vorstellung, dass du den Moment nicht festhalten kannst, beim noch tieferen Genießen?
  • Wie kannst du dir die Pausen gönnen, die du brauchst?
  • Wie ist im Zusammenhang mit Pausen und Genuss dein Verhältnis zum Thema Reue und schlechtes Gewissen?

Deine wichtigsten Erkenntnisse in den Fokus setzen

Ich habe meinen eigenen Fokus mit meinen eigenen Erkenntnissen zum 21. Juni zusammengestellt:

Tischchen, darauf eine Gehäkelte Hängematte auf einem Ständer aus Pfeiofenputzern, gehäkelte Rosenblüten und ein orangefarbener Teelichthalter
Mein Fokus vom 21. Juni bis zum 1. August

Was sind für dich die wichtigsten Antworten auf deine Fragen, die für dich am passendsten Zitate oder Gedichte? Lässt sich für dich ein Musikstück zum Juni auf ein Symbol verdichten? Hast du draußen in der Natur oder in deinem Garten einen Gegenstand gefunden, der es verdient hat, auf deinem Fokus präsentiert zu werden?

Der nächste Termin für diese Artikelserie ist der 1. August. Kurz vorher werde ich den entsprechenden Post auf meinem Blog veröffentlichen und den Link in den beiden Hauptposts hier und hier einfügen.

Hast du eine Tradition rund um die Sonnenwende am 21. Juni? Wie sieht dein aktueller Speiseplan aus? Wie hilft die Vorstellung, dass du den Moment nicht festhalten kannst, beim noch tieferen Genießen? Gönnst du dir die Pausen, die du brauchst? Wie stehst du im Zusammenhang mit Pausen und Genuss zum Thema Reue und schlechtes Gewissen?


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