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Sommersonnenwwende: schwarz weiße Zeichung einer stilisierten Sonne mit acht spitzen Sonnenstrahlen

21. Juni: Sommersonnenwende

Vom Kräftesammeln in guten Zeiten

Die Sommersonnenwende erinnert mich an die Momente in meiner Kindheit, in denen ich auf der Schaukel den höchsten Punkt erreichte. Ein bisschen schwerelos und ganz eindeutig nicht festhaltbar. Astronomisch gesehen kippt die Nordhalbkugel in den Sommer und im genauen Gegensatz zu den Tagundnachtgleichen ist der Unterschied zwischen lichten und dunklen Stunden am größten, dafür ist die Änderungsrate, also die Zahl der Minuten, um die sich die lichte Zeit pro Tag ändert, aktuell am geringsten. Auf dem Gipfel der Achterbahn scheinen wir für einen Moment schwebend zu verharren, bevor es wieder bergab geht. Dabei sind wir der Sonne aktuell nicht einmal besonders nah: Der Abstand von der Erde zur Sonne ist Anfang Juli am größten und Anfang Januar am kleinsten. Es ist alles eine Frage der Neigung.

Bedeutung für die frühe Menschheit

Die Megalithbauten alter Zeiten sind oft genau auf die Sonnenwenden ausgerichtet. Natürlich wissen wir nicht genau, wie die Menschen damals diese speziellen Tage im Detail gefeiert haben. Dass die Sonnenwenden in einem auf die Zyklen der Natur geworfenen Leben von Bedeutung waren, ist allerdings nicht zu bezweifeln. Wenn sich das Angebot an Nahrung, Licht und Wärme über Generationen von Menschen zwischen zwei Extremen hin und her bewegt, bleibt das nicht ohne Folgen für Traditionen und die Sicht auf die Welt.

Den Pflanzen beim Wachsen zusehen

In meiner Region ist die Luft schwer und duftet süß nach Flieder und Rosen. Ich selbst gehöre zu der Sorte Mensch, die ab einer Umgebungstemperatur von 30°C am liebsten im Keller lebt, was zu meinem Gefühl beiträgt, dass sich kaum etwas bewegt, inklusive mir. Der Saisonkalender bietet uns im Juni Erdbeeren, Kirschen und andere süße Früchte, aber auch viele Gemüsesorten. In meinem Garten ist jetzt nicht viel mehr zu tun, als der Natur beim Wachsen zuzusehen und die Blüten und Beeren zu bewundern.

Auch andere Dinge in meinem Leben muss ich einfach mal voller Vertrauen laufen lassen und ohne schlechtes Gewissen die Füße hochlegen. Nicht alles wird besser, wenn ich ständig daran herum bastele. Und manchmal ist es auch entgegen der landläufigen Ansprüche tatsächlich zulässig, sich Pausen zu gönnen, gerade dann, wenn es sowieso für alles andere zu warm ist. Auch in der Landwirtschaft ist jetzt die günstigste Zeit, um Kraft für die Ernte zu sammeln. Diese Anstrengung kommt so oder so, da ist es doch deutlich weiser, sich nicht vorher schon zu verausgaben.

Mit dem Johannistag am 24.06. wird die Spargelernte traditionell beendet, eine weitere Botschaft, dass gerade die Zeit, in der es am schönsten, wärmsten, hellsten ist, auch ein Ende in sich trägt. Zu wissen, dass jedes Gemüse und jedes Obst seine Saison hat, macht es für mich jeweils noch wertvoller. Und wenn ich weiß, dass eine Erdbeere sensibel auf länges Liegen ist, dann genieße ich sie jetzt mit allen Sinnen im vollen Bewusstsein ihrer Vergänglichkeit. (Oder mache Marmelade daraus.) Welche anderen Dinge in meinem Leben kann ich nicht aufheben, sondern nur jetzt und hier auskosten? Woran möchte ich mich ohne Reue satt genießen, weil es mir nur jetzt zur Verfügung steht?

Wie sieht es bei dir aus?

Wie zeigt sich aktuell die Natur dort, wo Du lebst? Was wächst oder blüht in Deinem Garten ganz ohne Deine Mitarbeit? Wie sieht Dein aktueller Speiseplan aus? Wie hilft die Vorstellung, dass Du den Moment nicht festhalten kannst, beim noch tieferen Genießen? Gönnst Du Dir die Pausen, die Du brauchst? Wie stehst Du im Zusammenhang mit Pausen und Genuss zum Thema Reue und schlechtes Gewissen?

Hier habe ich eine Meditation zum Thema Kräftesammeln hochgeladen. Vielleicht ist es ja noch einmal tiefgehender, die Fragen zum 21. Juni in einer anderen Weise auf sich wirken zu lassen.

Dieser Artikel bezieht sich übrigens auf diesen Hauptblogpost. Im Laufe des Jahres 2020 werde ich für jeden Termin einen weiteren Artikel dazu fügen. Sei also gespannt auf den 1. August!


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