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solidarisch: Zitat zum Thema Solidarität in der Coronapandemie: Every hand that we don’t shake must become a phone call that we place. Every embrace that we avoid must become a verbal expression of warmth and concern. Every inch and every foot that we physically place between ourselves and another must become a thought as to how we might be of help to that other, should the need arise. Rabbi Yosef Kanefsky

Solidarisch in sozialer Distanzierung

Zusammenrücken auf Abstand

Wir leben in paradoxen Zeiten, mehr noch als sonst. Der Mensch an sich ist gut im Dreisatz, exponentielles Wachstum ist schon nicht mehr so intuitiv verfügbar. Deswegen, und auch weil wir nicht alle ExpertInnen in Virologie sind, bilden die Reaktionen auf das Herunterfahren des öffentlichen Lebens auch ein breites Spektrum von „Selbstverständlich, da bin ich solidarisch!“ bis hin zu „Was soll das, ich bin doch gesund, was ist an eng stehenden Tischen im Restaurant jetzt so schlimm?“

Irrationales Verhalten in Krisenzeiten

Ich finde es bemerkenswert, dass angesichts der Unsicherheit schnell deutlich wird, wie dünn der Lack aus Zivilisation und Rationalität ist, den wir über unseren archaischeren und emotionalen Anteilen tragen und den wir oft für die Realität unserer Gesellschaft halten. Die Nachbarin hat sich mit Konservendosen eingedeckt? Schnell los, Erbsensuppe kaufen! Es gibt keine Fußballspiele mehr? Wo kommen wir denn da hin?

Nicht einmal unsere Regierungen sind von diesem Menscheln frei, wenig überraschend. Boris Johnson hatte zunächst statt Maßnahmen anzuordnen auf eine kollektive Immunisierung gehofft, wenn sich nur genug Menschen anstecken. Einschnitte in den Alltag sind eben nicht populär, besonders, wenn die politische Lage ansonsten schon nicht ausbalanciert ist. Donald Trump versucht, ein Medikament einer deutschen Firma exklusiv für die USA zu erwerben.

Neue Möglichkeiten in Krisenzeiten

Die aktuelle Krise zeigt ganz deutlich, wo unser Gesellschaftssystem Lücken hat. Einiges, was normalerweise unmöglich ist, geht jetzt doch. Wenn für manche Dinge ansonsten kein Geld da ist, ist es momentan anscheinend relativ leicht, große Beträge zur Verfügung zu stellen. Es wird drastisch weniger geflogen und Homeoffice ist in erstaunlich vielen Berufszweigen machbar. Viele von uns haben spontan unverhofft viel Zeit.

Menschen schaffen sich viele Krisen aber auch Lösungen selber

Viele der Viren, mit denen wir zu kämpfen haben, sind zoonotisch und treten im Zusammenhang mit der Tierhaltung auf. Diese Infektionswellen sind also Konsequenzen unseres eigenen Verhaltens. Und doch ist die Spezies Mensch ein Sonderfall, der dem Auslöschen durch die Natur nicht komplett ohne Optionen ausgeliefert ist, sondern mit Forschung und medizinischer Versorgung entgegenhält und der (jedenfalls im Idealfall) solidarisch diejenigen, die besonders gefährdet sind, in Schutz nimmt. Anpassung durch Unterstützung.

Konkurrenz vs. Solidarität

Wir sehen Handgreiflichkeiten am Toilettenpapierregal. Und wir sehen die spontane Bildung von Gemeinschaften, die Hilfe anbieten und organisieren und wunderbare Flashmobs, die in Italien mit gemeinsamem Musizieren die verordnete soziale Distanzierung für ein paar Minuten vergessen lassen.

Die Zeiten sind so komplex wie wir auch. Menschen können kreativ und wunderbar sein und beim Abstandhalten erst recht zusammenrücken. Ich wünsche uns allen, dass uns genau das in den nächsten Tagen und Wochen nicht verloren geht und wir aus diesen Erfahrungen lernen und die Erkenntnisse mitnehmen, die wir gerade so deutlich vor Augen haben.

(Das obige Zitat stammt aus diesem Artikel.)


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