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Lammas: eine schwarz weißes von drei Getreideähren und zwei Mohnblumen zu eine, Strauß gebunden. Unten rechts und unten links sind zwei Sonnenblumenköpfe

1. August: Lammas

Dankbarkeit für scheinbar Nebensächliches

Lammas ist einer der vier Tage, die jeweils mittig zwischen den herausragenden Tagundnachtgleichen und Sonnenwenden liegen. Der 2. Februar als Lichtmess, der 1. Mai als Tag der Arbeit und der 1. November als Allerheiligen haben in der allgemeinen Bevölkerung wenigstens ansatzweise eine Bedeutung.

Dagegen ist der 1.August nur in der Schweiz ein Nationalfeiertag und zwar historisch, nicht jahreszeitlich begründet. Die erst in jüngerer Zeit diesem Tag zugeschriebenen Definitionen sind weder in sich zusammenhängend noch haben sie eine besondere landwirtschaftliche Facette: Tag des Senfs, Mittelfingers, Kanons, Spider-Man und der Freundinnen.

In meinem Fall steht das erste Augustwochenende regelmäßig für Freiluftunterhaltung. Das ist ein weiterer Grund dafür, dass auch ich dieses Datum bisher nicht sonderlich bewusst als Feiertag im Jahreskreislauf erlebt habe.

Mythen und Traditionen zu Lammas

Im keltischen Bereich wurde am 1. August ein Fest namens Lughnasadh gefeiert, und auch heute noch ist der erste Montag im August in Schottland und Irland ein sogenannter Bank Holiday, also ein allgemeiner freier Tag. Grundlegender Bestandteil von Lughnasadh ist das bedächtige Schneiden und Opfern der ersten Kornähren eines Feldes. Zumindest auf den Britischen Inseln gab es darüber hinaus noch die Tradition, aus den letzten Ähren kunstvolle Figuren zu basteln.

Die Getreidefelder leuchten

In meinem Garten ist es zur Zeit hauptsächlich heiß und trocken, meine wichtigste Beschäftigung ist also das Wässern, damit meine liebevoll gezogenen Pflanzen jetzt nicht auf den letzten Metern schlapp machen. Aktuell öffnet sich hier ansonsten auf Feldern und Äckern gerade so richtig das Füllhorn. Besonders ins Auge fallen mir tatsächlich die goldenen Wintergetreidefelder. Deren genauer Erntezeitpunkt hängt allerdings nicht am Datum, sondern an der Sorte, dem Reifegrad und der Feuchtigkeit der Körner. Jedes Jahr aufs Neue wird genauestens das Wetter beobachtet und überlegt, ob es sich lohnt, noch ein paar Tage zu warten oder ob es sinnvoller ist, die paar potentiellen Sonnenstunden nicht mitzunehmen, dafür aber die Ernte trocken unter Dach und Fach zu bringen.

Das „tägliche Brot“

Nicht jede Getreidesorte ist zum Brotbacken gedacht und geeignet und nicht jede ernten wir Anfang August. In verschiedenen Regionen der Erde sind unterschiedliche Pflanzen Grundlage des „täglichen Brotes“, zum Beispiel Weizen, Mais oder Reis. Manche unter uns sind eher auf der Seite der Low-Carb-Ernährung, andere vertragen kein Gluten. Ich persönlich bin allerdings eine große Brotfreundin. Vor allem bin ich seit Mitte 2020 auch endgültig dem Sauerteig erlegen, dem faszinierenden Prozess der Fermentation, den die Menschen schon früh entdeckten und damit Getreide für sich bekömmlicher und nahrhafter machen konnten. (Oder Getreide zu dem einen oder anderen alkoholischen Getränk transformieren.)

Mir war gar nicht bekannt, dass Roggen nach dem Säuern überhaupt erst backfähig ist und trotzdem im Bereich des heutigen Deutschlands lange Zeit die wichtigste Brotgetreidesorte war.

Heutzutage sind generell Kenntnisse über Geschichte und Herstellung des weltweit verbreiteten Grundnahrungsmittels Brot sowie über den Anbau der beteiligten Getreidesorten bei einem Großteil der Bevölkerung nicht mehr ganz an vorderster Stelle im Bewusstsein abgelegt.

Und so wenig wir mit Lammas als Station auf der Reise durch die Jahreszeiten verbinden, so wenig sind wir oft bewusst dankbar dafür, dass ungefähr zu dieser Zeit die Grundlage für einen großen Teil unserer Nahrungskalorien geerntet wird. Das finde ich bemerkenswert.

Und ich nehme mir vor, noch mehr über das Brot und seine grundlegende Verbindung zur Geschichte der Menschen zu lernen. Manches haben wir so oft vor Augen, dass wir es kaum noch wahr nehmen, bis es es fehlt.

Wie sieht es bei dir aus?

Wie zeigt sich aktuell die Natur dort, wo Du lebst? Ist das Getreide schon abgeerntet? Wie bewusst ist Dir die Bedeutung, Geschichte und Herstellung Deines tägliches Brotes / Deiner sonstigen Grundnahrungsmittel? Was musst Du aktuell besonders gründlich wässern und abkühlen, damit es nicht vor lauter Sonnenschein eingeht?

Gibt es in Deiner Region eine TRadition zu Lammas wie die traditionellen Corn Dollys? Wo gibt es in Deinem Leben eventuell scheinbare Nebensächlichkeiten, die eigentlich wichtig sind, die Du aber vor lauter Grundsätzlichkeit nicht mehr siehst? Wie kannst Du Dein Bewusstsein dafür steigern?

Hier habe ich eine Meditation zum Thema Dankbarkeit und Zusammenarbeit nicht nur, aber besonders zu Lammas hochgeladen. Vielleicht ist es ja noch einmal tiefgehender, die Fragen zum 1. August in einer anderen Weise auf sich wirken zu lassen.

Dieser Artikel bezieht sich übrigens auf diesen Hauptblogpost. Im Laufe des Jahres 2020 habe ich für jeden Termin einen weiteren Artikel dazu gefügt. Natürlich geht der Kreislauf weiter und ich werde auch für kommende Jahre Neues hinzufügen. Sei also gespannt auf den 22. September!


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