Neuer Claim Mitte August
Echt krass ist auch mein Zeitmanagement: Während des Schuljahres nehme ich mir für die Sommerferien diverse Projekte rund um unser Haus und meine Webseite vor. Während der Sommerferien ist mir dann aber die Zeit doch zu wertvoll für „diese Banalitäten“. Also nehme ich mir dieselben Projekte für das Schuljahr vor, weil ich dann ja „im Arbeitsmodus bin“. Und so weiter im Jahreskreis. Ist vermutlich unter Lehrkräften gar nicht so selten 😆
Den neuen Claim hatte ich schon länger im Sinn, jetzt ist es endlich so weit: In der Vorbereitung auf das nächste Schuljahr füge ich ihn hier auf meiner Seite ein. Aber warum liegt dieser Satz mir überhaupt so am Herzen? Das kann ich dir erklären:
Lernen
Mein alter Claim war: „Hol dir deine Freude am Lernen zurück!“ Leben ist Lernen, und das sollte Spaß machen! Ich habe mich mein Leben lang immer dann besonders lebendig gefühlt, wenn ich etwas neu herausfinden konnte.
Mein Plan ist es, in den nächsten Jahrzehnten noch viele Dinge zu lernen und mich darüber zu freuen. Zum Beispiel beim täglichen Octordle, einem Rätsel mit acht Wordles hintereinander. Heute habe ich herausgefunden, dass „elide“ ein Verb ist, das so viel wie „durchstreichen“ oder „auslassen“ bedeutet.
Neues Wissen muss nicht immer unmittelbar anwendbar sein 😉 Mir reicht es zum Freuen schon, dass sich ein paar Synapsen neu verbinden. Dieser Prozess ist für mich oft bedeutender als das Ergebnis, und ich wünschte, das System Schule hätte den Raum, die reine Freude am Lernen mehr zu vermitteln und zu feiern. Besonders in Mathematik, einem Fach, das viel mehr Ästhetik und Magie zu bieten hat, als allgemein angenommen.
Andere Dinge, die ich lerne, kann ich tatsächlich für mein privates und berufliches Leben gebrauchen: Das Backen mit Sauerteig, neue Informationen über die Webseitengestaltung oder Inspirationen für Quizkartengestaltung. Jede neue Erkenntnis bringt mich auf meinem Weg weiter und eröffnet mir neue Möglichkeiten.
Echt
Wissen lässt sich nur bedingt und nicht auf Dauer vortäuschen. Das deutsche Bildungssystem besteht (leider) zu einem großen Teil aus Tests, Klausuren und Prüfungen. Spätestens an der Stelle zeigt sich, ob ein Thema wirklich sicher verstanden und abgespeichert wurde.
Aber das Lernen und das echt verinnerlichte Wissen endet nicht mit dem Schulabschluss. Oft hören wir in der Debatte um aktuelle Krisen nur gefühlte Fakten, die im ungünstigen Fall effektive Lösungen verzögern. Außerdem haben wir Menschen den Hang, das für wahr zu halten, was unserem Weltbild entspricht. Wenn mir eine Fee über den Weg liefe, würde ich mir wünschen, dass wir alle auf einer solideren Basis an unsere kollektiven Probleme heran gingen.
Mein Ansatz für den Nachhilfeunterricht geht entsprechend darüber hinaus, nur die nächste Arbeit zu meistern. Mir geht es darum, dass meine Schüler:innen ein neues Vertrauen in ihre eigenen Kompetenzen entwickeln. Und damit ihren kleinen Teil zu einer echten Wissensbasis der Gesellschaft beitragen.
Krass
Echt krass, wie lange sich manche Begriffe halten. Krass kommt ursprünglich vom lateinischen „crassus“ (grob, ungebildet, aber auch fruchtbar). Es steht schon in Grimms Wörterbuch als Beispiel für „Studentensprache“ oder „ein in manchen kreisen beliebtes superlativisches kraftwort“.
Sprache ändert sich. Und gleichzeitig höre ich heute noch regelmäßig in meinen Unterrichtsstunden:
„Wow, krass!“
Meistens begleitet von runden Augen und hochgezogenen Brauen. Ganz ehrlich, das sind meine allerliebsten Lieblingsmomente 🥰 Dabei sein zu dürfen, wie ein Mensch einen unvermuteten Zusammenhang versteht, ist für mich eine Gänsehaut-Ehre!
Manchmal sind es die kleinen Dinge. Zum Beispiel, wenn ein Schüler den Zusammenhang zwischen der ungeliebten Bruch- und Prozentrechnung aus der Mittelstufe und der Stochastik aus der Oberstufe realisiert. Die Puzzlesteine fügen sich zusammen, durch die Verbindung wird das Verstehen leichter und plötzlich hat diese Person, etwas in der Hand, was vorher unbezähmbar wirkte.
Oder eine Schülerin merkt, wie im sich Laufe eines Beweises aus einem Riesenwust an Ziffern und Buchstaben das Allermeiste herausstreichen lässt und nur noch genau das übrig bleibt, was sie beweisen sollte. Wenn sie ein oder zweimal durch diesen Prozess begleitet wurde, und den nächsten Beweis dann alleine führen kann, dann hat sie sich beim Lernen einen krassen Werkzeugkoffer für zukünftige mathematische Abenteuer zusammengestellt. Und nebenbei ihren Problemlösemuskel trainiert und Selbstwirksamkeit erlebt.
Ich gebe mir wirklich Mühe, in meinem fortgesetzten Alter Jugendworte zu vermeiden. Glücklicherweise ist „krass“ ein Wort, das Generationen verbindet. Genauso wie wir gemeinsam lernen, staunen wir zusammen darüber, wie erfreulich es ist, Dinge neu zu verstehen. Und dann ist krass alles andere als „ungebildet“ 😉 Sondern kraftvoll und ermächtigend!
Wissen ist Macht und Lernen ist echt krass!
Ich bin sehr dankbar, dass ich das von meinen Schüler:innen lernen durfte 💝
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