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Sonnenaufgang zur Wintersonnenwende

21. Dezember: Rückzug in die Dunkelheit

Worin gründet Deine Hoffnung?

Leise sein, um das Eigentliche zu hören

Ziemlich genau vor zwei Jahren schrieb ich einen Artikel über die Wintersonnenwende. Die traditionellen Fäden, die hier zusammenlaufen sind:

  • natürlich Weihnachten, aus christlicher Perspektive, sowie wie auch als Fest des Schenkens und der Gemütlichkeit
  • der kalendarische Winteranfang
  • die Rückkehr des Lichtes in dunkelster Zeit
  • die Ruhe der Natur im Winter
  • als Schattenseiten Kitsch, Kommerz und besonders prägnant gefühlte Einsamkeit

Diese Themen haben sich für mich abgeleitet: ZuversichtRückzug und Ruhe, aber auch Gemeinschaft und Selbstwirksamkeit.

Was folgt, sind ein paar Anregungen, wie diese Themen mehr oder weniger konkret erlebt werden können, außerdem die Beschreibungen meiner eigenen Aktivitäten und Erlebnisse. In diesen Artikel werde ich auch in Zukunft eventuell auftauchende neue Ideen einflechten.

Eine weitere Perspektive bietet die Wintersonnenwendfolge des englischsprachigen Podcasts The Wonder aus dem Jahr 2021.

Raus vor die Tür

Es wird so früh am Nachmittag dunkel und der norddeutsche Winter lädt nicht besonders ausführlich dazu ein, sich vor die Tür zu begeben. Der Wind hat hier Tatsachen geschaffen und es hängen nur noch sehr vereinzelt Blätter an den Bäumen. Hier ist es in letzter Zeit unerwartet kalt gewesen, so dass die ganze Gegend ein bisschen durchfrosten konnte. Nennenswerte Mengen Schnee gab es allerdings nicht.

In der Nähe gibt es eine Menge wild wachsender Schlehen. Eigentlich hatte ich nach den kurzzeitigen Frösten im November vorgehabt, ein paar der vorher zu sehenden unzähligen Früchte zu pflücken. Auf einer Walkingrunde Anfang Dezember fiel mir dann auf, dass die Zweige mehr oder weniger leergefegt waren. Entweder hatte irgendjemand noch mehr Appetit auf Schlehenmarmelade gehabt als ich, oder ein paar Tiere hatten sie weggefuttert. Nachdem ich im Keller schon einige Gläser Hagebuttenmarmelade stehen habe, kann ich was die Schlehen angeht auch gut gönnen. Und werde das im nächsten Jahr mal etwas aufmerksamer beobachten. Von den Hagebutten sehe ich nämlich noch große Mengen in den Hecken leuchten.

Wie sieht es bei dir aus? Liegt bei dir Schnee? Fällt dir auch mal wieder auf, wie es am Nachmittag aussieht, als sei tiefe Nacht? Welche Früchte hängen in Deiner Umgebung noch an den Zweigen?

Raus in den Garten

Tipps für jetzt möglicherweise anstehende Arbeiten gibt es zum Beispiel hier und hier. Als Anregung für das nächste Jahr kannst du dir überlegen, am 4.12 ein paar Zweige von einem Obstbaum zu schneiden und in deinem Zuhause aufzustellen. Diese sogenannten Barbarazweige sollten dann zur Weihnachtszeit blühen und damit sind sie ideale Repräsentationen für die Hoffnung auf den neuen Frühling.

In meinem eigenen Garten habe ich kaum was gemacht die letzten Wochen und dann kam die Kälte. Ich hoffe mal, dass die Tonnen, in denen noch Regenwasser stand, das Ganze unbeschadet überstehen. Nach dem trockenen Sommer hatte ich mich gefreut, als ich endlich eine Menge Wasser auffangen konnte und irgendwie habe ich vergessen oder auch nicht übers Herz gebracht, dieses Geschenk dann wegzuschütten.

Vieles an abgeblühten Pflanzenteilen habe ich letztlich einfach stehen gelassen, auch für die Wildtiere. Da kann ich auch an meiner Vorstellung davon, was „winterfest“ bedeutet, allgemein und speziell für mich, noch ein bisschen knabbern.

Eine meiner wenigen Aktivitäten ist es, Futter für die Vögel und Eichhörnchen rauszustellen. Und den Ilex in meinem Vorgarten zu bewundern. Der ist noch von der Familie, die hier vor uns wohnte und er sieht so wunderschön weihnachtlich aus. Da konnten wir ein paar Stückchen als Deko für unseren Adventskranz abschneiden.

In der Zeit zwischen den Jahren werde ich in mich gehen und schon ein bisschen vorplanen, welchem Gemüse ich nächstes Jahr eine Chance geben will, und etwas voraus träumen, wie ich in die Schräge von der Terrasse runter in den eigentlichen Garten Stufen rein bekomme und mit welcher Art Umrandung ich das Gemüsebeet für die Schnecken weniger zugänglich machen werde. Ansonsten sehe ich für Weihnachten vielleicht noch eine Sitzung an der Feuerschale und das war es dann für 2022.

Wie sieht es in deinem Garten, auf deinem Balkon oder Fensterbrett aus? Wie hast du deinen Garten winterfest gemacht? Welche Pläne für die Bepflanzung schlummern in dir für das nächste Jahr?

Meditation

Neben meiner eigenen Meditation gibt es online eine breite Auswahl an passenden und unterschiedlich langen geführten Meditationen unter den Stichworten „Wintersonnenwende“ oder Jul auch geeignete Yogaflows, geeignet sind vor allem Yogaflows mit dem allgemeinen Schwerpunkt der Entspannung, aber natürlich ist der Gruß an die Sonne an sich aktuell sehr passend. Eine weitere Alternative wäre noch, einfach in der Stille eins oder mehrere der Themen dieses Tages in geeigneter Atmosphäre zu meditieren.

Kreativität ausleben

In der Weihnachtszeit mangelt es nicht an Bastelanregungen für Schnee- und Weihnachtsmänner, Engel und Kerzenarrangements. Vielleicht möchtest du ja einmal Räucherkegel selber machen? Hier ist eine allgemeine Anleitung auf Deutsch und hier eine speziell für Weihnachten auf Englisch. Die Kegel müssen zwar ein paar Tage trocknen, aber sie müssen ja auch nicht zwingend schon am Tag der Sonnenwende angezündet werden.

Zum 2. Februar habe ich nach dieser Anleitung für einen Smartphoneständer aus fester Pappe einen Aufsteller gebastelt, auf dem ich das ganze Jahr über ein jeweils jahreszeitlich passendes Bild präsentieren kann. Jetzt werde ich ein neues Bild anfertigen und meinen eigenen Fokus für die kommenden Wochen neu gestalten.

ein Aufsteller aus roter Pappe

Wenn ich es noch rechtzeitig schaffe, werde ich mir aus Salzteig einen Ministeinkreis für meinen Fokus bauen. Und das soll es auch schon gewesen sein, in dieser Zeit ist ja eigentlich besinnliches Ausruhen wichtig und da ist weniger auch mal mehr.

Musik hören oder machen

Dieses Fest ist in meiner Artikelreihe sicherlich das mit der längsten Liste an dazu gehörender Musik in allen Genres, gesungen oder instrumental, traditionell oder modern. Als großer Weihnachtsfan höre ich ab Anfang Dezember eine Menge Musik aus allen möglichen Sparten rauf und runter. Es ist fantastisch, wie viele Versionen es von den diversen alten und neuen Weihnachtsliedern gibt.

Ich liste hier hauptsächlich ein paar Stücke auf, die eine andere Perspektive bieten oder sich mehr um den Winter und die Dunkelheit als die „tradionelle“ Weihnachtsfeier drehen.

Für den Winter haben wir zuerst einmal die Vertonungen von VivaldiHaydn und Glasunov. Alle drei drücken dabei ihre jeweils persönliche Bezeihung zum Winter, dem Erstarren der Natur und der festlichen Saison aus. Fanny Mendelssohn Hensel hat in ihrem Zyklus durch das Jahr natürlich auch ein Stück für den „Dezember“ komponiert. Der Anfang erinnert an eine Szenerie mit Schneegestöber, zur Hälfte scheint ein warmer ruhiger Unterschlupf erreicht worden zu sein, in dem Variationen des Weihnachtsliedes „Vom Himmel hoch“ gespielt werden.

Auf meiner Suche habe ich auch ein spannendes ganzes Instrumentalalbum namens „Music for Yule – Winter Solstice songs“ von Miguel Berkemeier gefunden, das moderne, klassische und archaische Stilanteile verbindet, und dabei Anleihen in einer Reihe europäischer Regionen macht.

Jürgen Fastje, der Kinderliedermacher, den ich in einigen anderen Artikeln aus dieser Reihe schon erwähnte, hat eine extra Playlist für Winterlieder.

Auch die Metalsparte hat viele Coverversionen traditioneller Weihnachtslieder im Programm, sehr zu meiner persönlichen Freude. Unter anderem haben auch August Burns Red ein komplettes Weihnachtsalbum herausgegeben, auf dem auch eigene Stücke sind, wie zum Beispiel „Flurries“. Hier wird instrumental dargestellt, wie ein Kind am Weihnachtsmorgen als Geschenk einen Schlitten auspackt und dann damit loszieht und abenteuerlich einen Hügel herunterrodelt.

Auch „Winter Maiden“ von Swansong ist eine Eigenkomposition mit majestätischen Riffs, die im Video mit beeindruckenden Kameraflügen über ein winterliches Meer und einen verschneiten Wald zusammen wirken. Inhaltlich geht es dabei um eine Art Schneekönigin, die ihr frostiges Reich an der Küste regiert, ohne zu altern.

Ich habe in meiner tatsächlichen CD-Sammlung noch ein mit Weihnachtsliedern von Loreena McKennitt und eine von den Medieval Babes. Daraus greife ich einfach nur zwei Hörbeispiele heraus: Good King Wenceslas und Carol of the Bells.

Es finden sich viele Popsongs zu den Stichworten Dunkelheit und Winter. In „Sounds of Silence“ geht es Simon & Garfunkel darum, unter widrigen Umständen Widerstand zu leisten und die Trennung der Menschen voneinander zu überwinden.

And in the naked light I saw

Ten thousand people, maybe more

People talking without speaking

People hearing without listening

People writing songs that voices never share

And no one dared

Disturb the sound of silence

Simon & Garfunkel

Für mich passt das sehr gut zum Thema Gemeinschaft und Selbstwirksamkeit. In der dunkelsten Kälte ist das Beste, was wir tun können, aufeinander achtzugeben und in Verbindung zu bleiben.

Das Lied „Winter“ von Tori Amos verbindet eine winterliche Klangatmosphäre mit dem inhaltlichen Bezug auf ihren Vater und wie die Verbindung mit ihm sie sowohl wärmt als auch nicht davor bewahrt, älter zu werden und sich nach vielen Jahren zu fragen, wo all die Zeit geblieben ist.

I get a little warm in my heart when I think of winter

I put my hand in my father’s glove

Tori Amos

Den Schluss machen Gaia Consort mit „Secret womb of night

The circle cast, the dream is sown

And even hand in hand sometimes we face the night alone

From our darkness light will grow

Put your ear to her, the night might even whisper up her secret

Gaia Consort

Auch wenn der Liedtext grundsätzlich auf jede Nacht passt, ist er für die Wintersonnenende in meinen Augen besonders relevant. Die Dunkelheit ist der Ort, an den wir uns alleine zurückziehen, um mit neuem Licht und neuen Erkenntnissen wieder zurück zu kehren. Manchmal müssen wir sehr leise sein, um das Eigentliche zu hören. Einerseits scheint die Intensität dieses Liedes dazu im Widerspruch zu stehen. Gleichzeitig vielleicht auch nicht. Ich jedenfalls sitze hier mit einem breiten Grinsen und mit Gänsehaut und freue mich auf die längste Nacht.

Lesen

Wenn sich zur Sonnenwende für mich ein Roman aufdrängt, dann der Hogfather von Terry Pratchett, auf Deutsch heißt das Buch „Schweinsgalopp“. Ich hatte die Geschichte zum Jahresbeginn schon einmal erwähnt. In der von Terry erschaffenen Welt wird die dort lebende Version des Weihnachtsmanns entführt. Der Tod gerät in die missliche Lage, ihn vertreten zu müssen, damit genug Menschen an den Sonnenaufgang am Ende der längsten Nacht glauben. Inklusive „HO! HO! HO!“, diverser alberner Weihnachtsfeiern und ein paar sozialkritischer Gedanken zur Gerechtigkeit der Geschenkeverteilung. Schließlich kommt es zu einem Wettlauf auf Leben und Tod zwischen dem Weihnachtsmann und seinen Gegenspielern und am Ende haben die meisten Beteiligten eine Menge gelernt. 2006 wurde der Roman verfilmt, natürlich habe ich ihn auch auf DVD und sehe ihn mir traditionell im Dezember an.

Ich habe eine ganze Reihe Wintergedichte gefunden, die nicht explizit Weihnachten thematisieren, sondern die generelle Gestimmtheit der Natur. Betty Paoli beschreibt die wehmütige Sehnsucht nach dem Frühling und die scheinbare Totenstarre der Natur.

Im Winter

Wiesengrund und Bergeshöh‘

Liegen wie begraben,

Auf dem schimmernd weißen Schnee

Tummeln sich die Raben.

Mag die Sonne auch ihr Licht

Fernehin entsenden,

Es erquickt und wärmet nicht,

Kann nur schmerzlich blenden.

Dicht vor meinem Fenster steht

Eine schlanke Linde,

Mit Demanten übersä’t

Stöhnet sie im Winde.

An die Scheiben pocht sie leis‘,

Leis‘ wie Glöckchen läuten;

Was sie sagen will, ich weiß

Mir es wohl zu deuten.

Arme Linde! Tag und Nacht

Scheinst Du mir zu klagen:

»Dürft ich doch, statt todter Pracht,

Wieder Blüthen tragen!«

Betty Paoli, 1814-1894

Clara Müller-Jahnke sieht auf der anderen Seite diese Zeit nicht als Totenruhe, sondern als Traumzustand mit einer ganz eigenen inneren Schönheit.

Eisnacht

Wie in Seide ein Königskind

schläft die Erde in lauter Schnee,

blauer Mondscheinzauber spinnt

schimmernd über der See.

Aus den Wassern der Raureif steigt,

Büsche und Bäume atmen kaum:

durch die Nacht, die erschauernd schweigt,

schreitet ein glitzernder Traum.

Clara Müller-Jahnke, 1860-1905

Beide betrachten den Winter auf ihre eigene Weise und für mich können beide sehr gut gleichzeitig wahr sein. Der Zauber der Weihnacht 😉

Fragen stellen

Dies sind die Fragen, die du dir oder einem Orakel jetzt stellen könntest:

  • Wie hast du Dein Zuhause und dich selbst winterfest gemacht?
  • Was gibt dir Zuversicht und was kannst du selbst zu Deiner Hoffnung auf hellere Zeiten beitragen?
  • Worin gründet deine Hoffnung, wo in dir und wo außerhalb von dir?
  • An wen denkst du gerne?
  • Wem möchtest du gerne etwas von Bedeutung schenken?
  • Was wurde dir vielleicht besonders Schönes geschenkt?
  • Wie kannst du dieses Geschenk für dich sicher verwahren?
  • Wovon träumst du in dieser langen Zeit der Stille und Dunkelheit?

Deine wichtigsten Erkenntnisse in den Fokus setzen

Ich werde meinen eigenen Fokus mit meinen eigenen Erkenntnissen zur Wintersonnenwende zusammenstellen und später hier als Photo einbinden.

Was sind für dich die wichtigsten Antworten auf deine Fragen, die für dich am passendsten Zitate oder Gedichte? Lässt sich für dich ein Weihnachtsmusikstück auf ein Symbol verdichten? Hast du draußen in der Natur oder in deinem Garten einen Gegenstand gefunden, der es verdient hat, auf deinem Fokus präsentiert zu werden?

Damit schließt sich der Kreis für diese Artikelserie. Der nächste Termin im kommenden Jahr ist der 2. Februar. Die beiden Hauptposts für diese Artikelserie findest du hier und hier.

Was sind Deine Weihnachtstraditionen? Wie geht es dir mit dem Winter, dieser besonders dunklen Phase des Jahreskreises? Ich danke dir für dein Interesse und wünsche dir alles Gute und ein wunderbares neues Jahr 2023!


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