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Beltane: schwarz weiße Zeichung eines stilisierten Zweiges, darauf sind drei Blüten, im Hintergrund schweben ein paar lose Blütenblätter

1. Mai: Beltane, Walpurgis, Tag der Arbeit

Versöhnung erschafft Neues

Der erste Mai gehört zu den vier Festtagen, die nicht astronomisch begründet sind, sondern zwischen den vier solaren Festen liegen. Weltlich gesehen ist er der internationale Tag der Arbeiterbewegung und auch so gibt es noch die Tradition, während der Walpurgisnacht in den Mai zu tanzen oder sogar einen Maibaum aufzustellen. In Nordrhein-Westfalen wird dieser Tag als Tag des Friedens und der Völkerversöhnung gefeiert. Eine Reihe von Menschen feiert zum 1. Mai auf der Nordhalbkugel Beltane (auf der Südhalbkugel ist jetzt Samhain, das allerdings thematisch in dieser Blogartikelserie erst am 1.11. besprochen werden wird)

Hier zeichnen sich schon die Themen ab, die aus meiner Sicht in dieser Zeit besonders feiernswürdig sind. Wenn wir in der Geschichte weit genug zurück gehen, ging es zunächst um Fruchtbarkeitsriten, was sich aus heutiger Sicht ein bisschen platt anhört. Früher waren allerdings die Menschen deutlich stärker davon abhängig, dass die Saaten aufgingen und die Ernte sie über den Winter hinweg ernährte. Da war Fruchtbarkeit etwas existenziell Wichtiges und nicht nur Stoff für romantische Tänze um das Feuer.

Blüten sehen nicht nur hübsch aus

In der Natur drängeln sich aktuell in meiner Umgebung die Obstbäume mit ihren üppigen Blüten in den Vordergrund. Weibliche Teile der Pflanzen warten auf Befruchtung durch männliche Teile. Die geschlechtliche Fortpflanzung sorgt durch die Vermischung der Erbanlagen für einen Vorteil in der Evolution: Aus der Kombination zweier Hälften entsteht ein ganz neues Ganzes mit einer großen Zahl möglicher kombinierter Eigenschaften. Allerdings ist jede Hälfte auf die Verbindung mit der anderen Hälfte angewiesen und nicht jeder Kontakt führt zu einer erfolgreichen Befruchtung.

Verbindung von Gegensätzen kann Frieden stiften

Ich beziehe das alles nicht nur auf die polaren Begriffe „männlich“ und „weiblich“, zumal ich auch nicht finde, dass es sonderlich hilfreich ist, den beiden Kategorien auf ewig feste Eigenschaften zuzuschreiben. Mich interessiert eher allgemein gesprochen die Verbindung aus zwei scheinbaren Gegensätzen, aus der etwas ganz Neues entstehen kann, das mit Glück sogar mehr ist als die Summe seiner Teile hätten vermuten lassen.

Zum Beispiel kann die Versöhnung zerstrittener Völker eine große Menge gebundener Energien und Güter freisetzen, die dann für vorher kaum finanzierbare Projekte eingesetzt werden können. Zwei (oder auch mehr) Menschen, die nicht mehr auf das sehen, was sie trennt, sondern auf das, was sie verbindet, entwickeln dadurch Synergien, die eventuell nicht nur den Beteiligten weiter helfen.

Innere Versöhnung

In mir scheinbar entgegengesetzte Bedürfnisse, Eigenschaften oder Glaubenssätze zu versöhnen, hat einen ähnlichen Effekt. Wenn ich in manchen Zusammenhängen beispielsweise das Glas halb voll sehe, in anderen dagegen halb leer, kann ich auch an den Punkt kommen, aus diesen beiden Bildern eine ganz neue Ansicht zu synthetisieren, die beide Bedürfnisse mit an Bord nimmt, aber auf einer übergeordneten Ebene neue Optionen sichtbar macht. Hier lässt sich eine quasi unerschöpfliche Vielzahl von Begriffen einsetzen. Es ist ja auch individuell unterschiedlich, was wir in unserem Inneren für Kämpfe ausfechten.

Damit schließt sich der 1. Mai direkt an das Frühlingsäquinoktium an, zu dem (scheinbare) Widersprüche in Balance gebracht wurden. Jetzt entsteht aus den (scheinbaren) Gegensätzen sogar etwas Neues. Aus der Blüte und den Pollen wird ein Apfel, aus den zerstrittenen Völkern wird eine Gemeinschaft, aus dem inneren Streit wird eine entspannte neue Haltung zu mir selbst.

Liebe braucht Mut

Am Ende geht es, um doch wieder romantisch zu werden, um die Liebe, die Gräben überwinden und Gemeinsamkeiten sichtbar machen kann. Wenn die sich nicht zu feiern lohnt, dann weiß ich auch nicht weiter. Damit wir diese Verbindung bewirken können, müssen wir uns allerdings dafür öffnen oder auch einmal aktiv nach Blüten suchen gehen und dabei das Risiko eingehen, dass die Dinge doch nicht zusammen passen. Der Tanz um das Feuer gibt keine Garantien. Nicht zu tanzen gibt dagegen die Garantie, dass ganz sicher keine Verbindung zustande kommt.

Wie sieht es bei dir aus?

Wie zeigt sich aktuell die Natur dort, wo Du lebst? Gibt es in Deinem Leben Streit, in Dir oder in Deiner Umgebung? Wie machst Du das, dass Du aus scheinbar polaren Enden eines Spektrums etwas Neues entstehen lässt? Ist in Deinem Leben Platz für Blüten, für Pollen und für die Liebe? In welchem Bereich bist Du bereit, das Risiko einzugehen und Dich zu öffnen oder zu auf die Suche zu gehen? Was wäre die Alternative dazu?

Hier habe ich eine Meditation zum Thema Versöhnung hochgeladen. Vielleicht ist es ja noch einmal tiefgehender, die Fragen zum 1. Mai in einer anderen Weise auf sich wirken zu lassen.

Dieser Artikel bezieht sich übrigens auf diesen Hauptblogpost. Im Laufe des Jahres 2020 werde ich für jeden Termin einen weiteren Artikel dazu fügen. Sei also gespannt auf den 21. Juni!


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