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was sich frauen manchmal wünschen: photo von einer Rosenblüte im sommer

Meine 8 Wünsche zum 8. März

Vielen Dank, Samira, Sarah und Judith!

Der sogenannte Weltfrauentag liegt jetzt ja schon fast eine Woche zurück. Zum heutigen, nicht nur für Frauen ganz normalen Tag habe ich im Nachgang ein paar Wünsche. Zwei Podcasts haben mich unter anderem dazu angeregt: Piratensender Powerplay (Folge 119) und Bosettis Woche (Folge 32). Beide sprachen mir sehr aus dem Herzen, auch zu anderen Themen. Aber besonders zu der Frage, wie verschiedene Menschen mit dem 8. März umgehen.

Außerdem hat mich Judith Peters‘ leidenschaftliches Plädoyer für „starke persönliche Blogartikel“ motiviert, mein Unbehagen nicht einfach runter zu drücken bis zum nächsten Jahr. Meine Lieblingsstelle ihres Artikels:

„Lasst uns endlich sichtbar werden und mit einer riesengroßen Scheiß-drauf-Attitüde endlich alles von der Seele bloggen!“

Judith Peters

Diese goldenen Worte nehme ich mir sehr zu Herzen. Und nachdem ich mir die eine oder andere Aktion dieses Jahres angesehen habe, kommen hier meine Wünsche:

Frauen auf die Bühne

1. Wenn du als Mann seit Jahrzehnten erfolgreich auf der Bühne stehst und denkst, dieser Tag ist eine gute Gelegenheit, ein nettes Loblied auf Frauen zu singen – bitte frag dich, ob du noch mehr Aufmerksamkeit für dich brauchst. Und ob du stattdessen andere Optionen hast. Zum Beispiel:

Nenne öffentlich Frauen, die du gerne auf der Bühne sehen und hören möchtest.

Frauen in Talkshows

2. Wenn du in der Redaktion einer Fernsehsendung bist und denkst, dieser Tag ist eine gute Gelegenheit, mal als „besondere Aktion“ nur Frauen für eine Talkrunde einzuladen – bitte frag dich, wie sich Frauen fühlen, wenn sie als Symbol einmal im Jahr etwas bei dir sagen dürfen. Und was du stattdessen tun könntest. Zum Beispiel:

Geh nochmal in aller Ruhe die vergangenen Sendungen durch und sieh dir an, wer da mehrheitlich in der restlichen Zeit des Jahres eingeladen wurde. Und frag dich, ob du daran grundsätzlich etwas ändern könntest.

Mehr Diversität in Drehbüchern

3. Wenn du ein Drehbuch schreibst, oder liest, oder wenn du zu entscheiden hast, ob ein Film gedreht wird und wie er besetzt wird, probier mal einfach ganz kurz schon ganz zu Anfang des Prozesses aus, ob die Geschichte den Bechdeltest besteht. (Und wenn du dir eine Serie oder einen Film ansiehst, achte mal ganz unverbindlich darauf. Und frage dich, was du dir wünschst und was du mit deinem Geld und deiner Aufmerksamkeit unterstützen möchtest.)

Kommen mindestens zwei Frauen vor, die einen Namen haben? Gibt es mindestens eine Szene, in der die beiden miteinander sprechen? Sprechen sie dabei über etwas anderes als einen Mann?

Wenn dem nicht so ist, wie schneidet das Skript ab, wenn du in diesem Test Männer und Frauen austauschst? Warum ist das so, dass dieses sehr niedrigschwellige Ziel verfehlt wird? Und wie wirkt es sich auf das kollektive Einkommen von Schauspielerinnen aus, wenn deutlich mehr Männerrollen in fast jeder Geschichte vorkommen?

Und wenn wir schon dabei sind: Wie sieht es insgesamt mit marginalisierten Gruppen aus? Es soll nicht in jede Geschichte eine Quotenperson für jede Gruppe. Ich wünsche mir aber ein deutlich vielseitigeres Abbild der Welt, auch wenn es um Fantasy oder Science Fiction geht.

Frauen in die Politik

4. Wenn du als Politiker eine Social-Media-Präsenz hast und denkst, es wäre eine gute Idee, dich und andere Männer aus deinem Team mit einer Tulpe in der Hand fotografieren zu lassen und ein paar warme Worte in den Begleittext zu schreiben – bitte frag dich, ob du nicht auch andere Optionen hast. Zum Beispiel:

Frag die Frauen in deinem Team, wo sie in eurem Bereich noch Baustellen für die Gleichstellung sehen. Höre ihnen zu und nimm ihre Ideen in deine Agenda auf.

Frauen in den Konsumstreik

5. Wenn du eine Firma hast und denkst, dieser Tag ist eine gute Gelegenheit für eine super lustige Werbung für ein Produkt mit einem abgeänderten Namen, damit die Bevölkerung noch mehr konsumiert… okay, dieser Wunsch ist wohl der aussichtsloseste. Wobei es schon bizarr ist, dass solche Tage, die eigentlich aus einer Gerechtigkeitsbewegung heraus entstanden sind, als Kaufempfehlung für Dinge enden, die zum Teil unter sehr ungerechten Bedingungen entstehen.

Ein Beispiel für Handlungsalternativen für die Zielgruppe: Es heißt nicht umsonst auch Frauenstreiktag. Vielleicht könnten wir auch mal beim Konsum streiken und uns überlegen, was wir wirklich brauchen.

Ganzjährige Wertschätzung für alle

6. Wenn du online ein GIF siehst mit rosa Hintergrund, einer Rose, etwas Glitzer und dem Text „Frauen sind liebevoll, wunderschön und sozial, schön dass es euch gibt!“ – bitte schick dieses Bild nicht einfach per Verteiler an alle weiblichen Kontakte. Frag dich stattdessen:

Wie kann ich allen Mitmenschen gegenüber das ganze Jahr über bei passender Gelegenheit meine Wertschätzung ausdrücken? Was schätze ich wirklich an dieser Person, neben ihrem attraktiven Aussehen? Wie könnte ich selbst liebevoll und sozial handeln?

Einfach mal zuhören

7. Wenn du als Mann am 8. März online Beiträge zum Thema Geschlechtergerechtigkeit siehst und den Impuls spürst, nach einem Männertag zu fragen, zu erklären, warum wir wir schon mit der Gleichberechtigung durch sind, warum es Männer auch schwer haben und dass die Suffragetten ja wohl auch niemandem auf den Nerv gegangen sind – dann bitte:

Informiere dich. Geh nicht davon aus, dass du sowieso schon Bescheid weißt. (Dieser Tipp gilt natürlich generell für jeden Tag und geschlechtsunabhängig für jeden Menschen.) Hör vielleicht erst einmal zu.

8. Wenn du eine Frau bist, die von der rituellen Lobeshymne auf die wunderschönen und fürsorglichen Frauen auch angestrengt ist:

Erinnere dich daran, dass dieser Tag nicht ein weiterer Blumenstraußtag ist. Wir blicken auf eine lange reiche Geschichte an mutigen und unermüdlichen Frauen zurück, die nicht für Schokolade oder Glitzer-GIFs angetreten sind.

Der 8. März hat eine Reihe von Namen, einer davon ist Frauenkampftag oder inklusiver: Feministischer Kampftag. Es geht um nicht weniger als die noch immer notwendige Kritik am Patriarchat, das für uns alle negative Auswirkungen hat. Je öfter wir diese beiden Namen verwenden, umso mehr rückt für uns und unsere Mitmenschen ins Bewusstsein, worum es eigentlich geht. Und zwar nicht nur am 8. März.

Was meinst du?

Wie erlebst du den 8. März und was wünschst du dir? Und hast du Film- oder Serienempfehlungen, die beim Bechdeltest erfolgreich abschneiden?


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