In meinem Jahresrückblick auf das vergangene Jahr habe ich mir mein Motto 2024 gegeben:
Work in Progress
Das klingt zunächst trivial, fühlt sich aber nach einem echten Paradigmenwechsel an. Ich habe schon immer, aber besonders während meiner Coachingausbildung an mir „gearbeitet“. Selbst der Jahresrückblick trägt den Titel „Immer noch in Arbeit“. Damit bezog ich mich auf ein Zitat von Mel Robbins, die sagte: „I am allowed to be a work in progress.“
Beides habe ich lange Jahre betrieben: Die Arbeit an mir, meinen Schatten, meinen Glaubenssätzen, meinen inneren Konflikten, und gleichzeitig auch den Groll und die Ungeduld, weil ich „immer noch nicht fertig bin!“ Ein eher irrationaler Teil meines inneren Teams hat felsenfest gehofft, wir würden irgendwann einmal fertig und sortiert sein. Und könnten uns zur Ruhe setzen 😀
Diese Haltung hat offensichtlich Nachteile. Unter anderem: Wenn ich glaube, dass ich an mir arbeiten muss, um mit der Welt klarzukommen, signalisiere ich den leicht einzuschüchternden Persönlichkeitsanteilen auf Dauer auch: Du bist nicht in Ordnung. Du musst dich der Welt anpassen. Metametameta kann ich 😉
Natürlich sind Glaubenssätze und Schatten Dellen auf der Seele. Und natürlich tut es mir gut, sie anzusehen, zu würdigen und (soweit möglich) neu zu besetzen. Und manchmal ist es auch erstmal wieder genug mit dem Dellenausdengeln.
Wer bin ich eigentlich?
Vielleicht gibt es außer Schatten noch Anderes zu entdecken. Aktuell habe ich das große Bedürfnis, mich einfach mal hinzusetzen und mir selbst zu sagen:
„Ich glaube, ich kenne noch gar nicht alle Seiten an dir. Ich bin total neugierig darauf, mehr deiner Facetten kennen zu lernen und mich mit dir gemeinsam zu entfalten und zu entwickeln.“
Im letzten Jahr ist mir aufgegangen, wie wenig ich darüber weiß, was ich will und wo meine Grenzen sind. Ich möchte auf unbestimmte Zeit nicht mehr an mir arbeiten, um mit der Welt klar zu kommen. Ich möchte das, was ich bisher nicht gelebt habe, herausholen und erst einmal wertfrei und offen kennen lernen.
Hört sich ein bisschen an, wie Schattenarbeit. Ist es auch ein bisschen. Und gleichzeitig ist es das nicht. Der Unterschied liegt in der Erwartung und in dem Level an Aktivität. Die bisher noch unbekannten Anteile müssen nichts leisten und auch sonst keine Ansprüche erfüllen, einfach nur sein. Und ich nehme mir keine Termine und keine Fragenlisten vor, ich will einfach nur anwesend sein, wenn sich diese Anteile mir in ihrem Tempo und auf ihre Weise vorstellen. Weniger Absicht und mehr Vertrauen.
Es ist auch eine ausdrückliche Erlaubnis an mich. Ich gestatte mir, ich zu sein, so raumgreifend wie ich bin. Und so unbequem ich dann für die Welt sein könnte. Und vielleicht etwas unpopulärer in meinem Umfeld. Oder aber auch nicht, denn wie ich beim Neinsagen festgestellt habe: Grenzen setzen verschafft Respekt.
Paradoxien
Laotse sagte:
Im Inneren deines Seins
ist die Antwort.
Du weißt, wer du bist
und du weißt, was du willst.
Fun Fact: Dieses Zitat hatte ich auf die erste Seite meines Kalenders für 2023 geschrieben. Ende 2023 habe ich das überhaupt erst wieder gelesen und gestaunt. Und beim Schreiben meines Jahresrückblicks wurde mir erst so richtig klar, was diese Worte für mich bedeuten. Ich weiß zwar noch nicht genau, wer ich bin und was ich will. Aber ich weiß, was es für mich bedeutet, das herauszufinden.
Sowohl in meinen Absichten als auch im zeitlichen Verlauf zeigt sich diese scheinbare Paradoxie. Laut Laotse weiß ich das alles schon und werde es jetzt noch lernen. Ich werde Anteile meiner selbst ans Licht steigen lassen und gleichzeitig ist meine Absicht nicht, sie wie Schatten zu behandeln.
Ich hoffe, dadurch für mich passender mit der Welt zu interagieren und mich gleichzeitig weniger passend machen zu müssen. Und ich lasse gleichzeitig die Idee los, jemals wirklich im Zentrum meines Seins anzukommen und alles zu wissen 😀 Einfach mal ausatmen und sehen, was passiert.
Was das geben wird? Ich bin selbst mehr als gespannt. Im Januar stehen noch ein paar Blogbeiträge auf dem Programm, die sich auf mein Motto 2024 beziehen werden. Stay tuned 😉
Dein Motto 2024
Hast du dir für das kommende Jahr ein Motto gegeben? Ich fände es sehr spannend, davon zu hören 🙂
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