Erik und Jürgen organisieren seit Juni 25 eine monatlich aktualisierte Blogparade. Jetzt wollen sie von mir wissen, wie ich mich fortbewege. Im September haben sich an der Anwort auf die Frage „Bar oder unbar?“ viele Personen beteiligt. Auch bei diesem neuen Thema sehe ich eine Menge Potential für unterschiedliche Ansichten.
Denn wie wir von A nach B kommen, hängt sehr von den Lebensumständen und dem Anlass ab. Obwohl es natürlich für die Sicherung unserer Zukunft das Beste wäre, wir würden so wenige Kilometer wie möglich auf Verbrennerbasis zurücklegen. Menschen wie Katja Diehl arbeiten unermüdlich daran, eine wirklich sinnvolle Verkehrswende zu gestalten und darüber zu informieren.
Wirklich zukunftsträchtig ist eine reine Antriebswende vom Verbrenner auf genauso viele Elektroautos nicht. Stattdessen hätte es eine Reihe von Vorteilen, wenn der Anteil des motorisierten Individualverkehrs zurück ginge. Und wenn wir lernen, dass wer Autobahnen sät, Autos ernten wird.
„Mobilitätswandel ist für mich, wenn möglichst viele ohne eigenes Auto selbstbestimmt und sicher mobil sein können.“
Allerdings soll es in diesem Blogbeitrag darum gehen, wie ich mich fortbewege. Und wann beziehungsweise warum.
Mit dem Auto
Ich fahre sehr gerne Auto. Das Beschleunigungsgefühl ist auch mit über 50 noch so faszinierend wie es das Geräusch eines alten Käfers für die ganz kleine Angela war. Ich war die Sorte Kind, das mitten bei der Fahrt die Mutter fragt, ob sie mal erklären kann, wie so ein Motor funktioniert.
Trotzdem habe ich mein erstes eigenes Auto erst mit 32 Jahren gekauft. Denn vorher brauchte ich einfach keins. Als ich gerade erwachsen war, konnte ich die Autos meiner Eltern leihen. Später wohnte ich hauptsächlich an Orten mit gutem ÖPNV. Bis wir nach Dithmarschen zogen.
Dort gab es keinerlei Zuganbindung, der Bahnhof war Ewigkeiten vorher dichtgemacht worden. Und der Busbahnhof war komplett überdimensioniert für die dreieinhalb Abfahrten pro Tag in das Nachbardorf. Für mein Referendariat habe ich zwei Jahre lang die Woche über in Reinbek gewohnt und die regelmäßige Reise dorthin und zurück nach Brunsbüttel rechtfertigte dann doch ein Auto.
Als wir nach Halstenbek zogen, habe ich relativ bald meinen geliebten Fox wieder verkauft. Denn hier wohnen wir noch im Bereich des HVV und auch so fangen in alle Richtungen die nächsten Orte direkt hinter dem Ortsausgangsschild an und nicht erst in 10 km Entfernung.
Jetzt fahre ich manchmal mit dem Elektroauto meines Mannes. Und zwar dann, wenn ich relativ zügig an einen Ort muss, der mit Bus und Bahn nur friemelig erreichbar ist. In den vergangenen Jahren hatte ich zum Beispiel ein paar Schüler:innen, mit denen ich bei ihnen zu Hause gearbeitet habe. In diesem Schuljahr wohnen alle vor Ort oder haben Onlinenachhilfe gebucht.
Ich fahre immer noch gerne Auto. Allerdings seit einiger Zeit wirklich nur noch sehr selten. Denn nebenbei empfinde ich auch die Suche nach einem Parkplatz oft als nervig.
Mit den Öffentlichen
Ich fahre sehr gerne Bus oder Bahn. Wenn ich nicht irgendwo draußen auf freiem Feld stehe und es seit Ewigkeiten keine Durchsage mehr gegeben hat, wo das Problem liegt. Oder wenn ich nicht am Hamburger Hauptbahnhof ganz spontan zum Nachbargleis die Treppe rauf und runter rennen muss.
Bus- und Bahnfahren ist einfach bequem. Und ich kann dabei rausgucken, lesen, Podcasts hören oder sogar die Augen schließen. Auf der anderen Seite ist es eine echte Kostenfrage, mit dem ÖPNV zu fahren. In den letzten zwei Monaten hatte ich ein Deutschlandticket. Im August habe ich dadurch eine Menge gespart und dann leider vergessen, rechtzeitig zu kündigen. Im September musste ich echt zusehen, noch genügend Fahrten zu machen, um den Preis wieder rauszuholen.
Für viele lohnt sich das Deutschlandticket nicht. Oder anders gesagt, ist es für viele einfach zu teuer. In ländlichen Regionen ist das Nahverkehrsnetz ein schlechter Witz, während ich hier im Hamburger Umland noch ganz gut dran bin. Hauptsache, das Stellwerk in Pinneberg gibt nicht wieder den Geist auf.
Es wäre unterm Strich notwendig, dass wir endlich wieder ordentlich in das marode und kaputt gesparte System investieren.
Mit dem Rad
Ich fahre sehr gerne Fahrrad. Mein Rad ist mehr als dreißig Jahre alt und hat schon viele Kilometer gemacht. Einmal bin ich damit in mehreren Etappen von Oldenburg in Niedersachsen nach Berlin gefahren. Auch hier im Kreis Pinneberg fahre ich damit ganz gerne.
Allerdings gibt es große regionale Unterschiede, was Radwege angeht. In Oldenburg war die Situation schon in den Neunzigern ein Traum. Hier in Halstenbek sind die Wege zum Teil voller Stolperfallen, nicht zuletzt durch die diversen Schachtdeckel, die natürlich auf Radwegen untergebracht sind und dann nicht plan mit dem Asphalt abschließen, sondern immer ein bis zwei Zentimeter schräg herausstehen.
Dass da nicht mehr Stürze passieren, grenzt an ein Wunder. Genau wie auf den schmalen Bürgersteigen, die sich Menschen zu Fuß und mit dem Rad hier teilen müssen. Immer ein bisschen schlechtes Gewissen, Leute zur Seite zu klingeln. Und von rechts abbiegenden Autos und Lastern fange ich gar nicht erst an. Oder von den Fahrradständern, die meistens jemand designt oder bestellt hat, der/die selbst unter Garantie nie mit den Rad fährt.
Direkt nach meiner Coronainfektion 2023 konnte ich erst einmal gar nicht mehr Rad fahren, ohne sofort erschöpft zu sein. Das war für mich ein großer Verlust. Inzwischen geht es wieder, auch wenn ich viele Wege inzwischen nicht mehr mit dem Rad erledige.
Zu Fuß
Ich gehe sehr gerne zu Fuß. Erstens tut es meiner Kondition gut, zweitens meinen Nerven. So ganz entschleunigt an der frischen Luft durch die verschiedenen Jahreszeiten zu spazieren halte ich für ein Grundbedürfnis des Menschen.
Ein großer Vorteil am Gehen ist es, alle möglichen Abkürzungen, Wanderwege durch die Natur und Schleichwege nutzen zu können. Der Nachteil ist es, dass Menschen, die zu Fuß gehen, in der Planung immer zuletzt gedacht werden. Jedenfalls scheint es mir so.
Es kommt hier oft vor, dass Autos und Transporter wie selbstverständlich und gleichzeitig illegal den Fußweg als Parkplatz nutzen. Wenn ich die Muße habe, schreibe ich die Firmen gerne höflich an und bitte sie, das zu überdenken. Und ich kann mich noch gut an solchen Hindernissen vorbei schlängeln. Andere sind mit Kinderwagen oder dem Rollstuhl unterwegs und in so einer Situation aufgeschmissen.
Ähnlich gedankenlos sind die Menschen, die sich mit dem Fahrrad durch eigentlich offensichtliche Absperrungen jonglieren und dann auf dem ausdrücklichen Fußweg durch Klingeln Platz verschaffen.
Ansonsten lege ich aber seit Omikron sehr gerne viele Wege zu Fuß zurück. Auch weil ich dann weder Parkplatz noch Fahrradständer suchen muss. Und weil ich sowieso meine Schrittzähler-App befüllen will. So kann ich bei der Gelegenheit auch gleich zum Beispiel einkaufen gehen.
Wie ich mich fortbewege? Es kommt darauf an.
Es ist zum großen Teil eine Frage der Umstände, wie ich mich fortbewege. Dabei habe ich gar keinen richtigen persönlichen Favoriten. Wenn ich weiter weg muss, entscheidet die Fahrzeit zwischen Auto und Öffentlichem Nahverkehr. In der näheren Umgebung gehe ich in den meisten Fällen zu Fuß, es sei denn, ich muss mich beeilen.
Für das Klima und das sichere Miteinander wäre es toll, würden mehr Kommunen den Ausbau der Rad- und Fußwege sowie den Nahverkehr stärker fördern. Auch die Bepreisung des Deutschlandtickets, am besten gestaffelt nach Einkommen, sollte neu ausgerichtet werden.
Und wenn wir uns dann alle ein bisschen entspannen, Rücksicht nehmen und mitdenken, dann kommen wir alle gemeinsam zufriedener weiter.
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