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20 Jahre Schleswig-Holstein: Photo von einer Frau, die auf den Steinen am Deich sietzt. Sie hat die Augen geschlossen und lächelt

20 Jahre Schleswig-Holstein

Diese Jahr feiere ich drei Jubiläen: Silberhochzeit, 10 Jahre Selbstständigkeit und 20 Jahre am Stück in Schleswig-Holstein. Ich bin zwar in Elmshorn geboren, allerdings sind kurz danach meine Eltern nach Ostwestfalen umgezogen. Nach diversen Stationen an größeren und kleineren Orten bin ich 2004 wieder in Schleswig-Holstein gelandet, zuerst in Brunsbüttel mit einem kurzen Gastspiel in Reinbek als Zweitwohnsitz über die Woche. Seit 2016 wohne ich in Halstenbek, also zurück zu den Wurzeln im Kreis Pinneberg. Die runde Zahl nehme ich als Gelegenheit für eine Liebeserklärung 💖

Was ich an Schleswig-Holstein liebe

Die Abwechslung

Schleswig-Holstein hat nahezu menschenleere Gegenden und dicht besiedelte Kreise wie Pinneberg. In manchen Regionen werden Faustkeile oder Objekte aus der Wikingerzeit gefunden, andere wurden erst im Lauf der Zeit dem Meer abgewonnen. Von Westen nach Osten finden wir Marsch, Geest und Hügelland, die sich von flach und rau bis wellig und flauschig sehr unterschiedlich anfühlen. Es ist ziemlich für jedes Interesse und jede Freizeitgestaltung etwas dabei, bis auf richtig ausführliche Skiabfahrten vielleicht 😉

Es gibt hochherrschaftliche Bauten wie Schloss Gottorf und die Hansestadt Lübeck. Und daneben gibt es den Kreis Dithmarschen, in dem der Adel nie dauerhaft Fuß fassen konnte, weil die Landbevölkerung so rebellisch war.

Ich habe gerade erst angefangen, die Museen in meiner Umgebung zu besichtigen. Von den Baumschulen, der „Wiege des Waldes“, über das Industriemuseum in Elmshorn zum Ernst Barlach Museum in Wedel, es gibt noch eine Menge zu lernen und Punkte für meine ToWant-Listen.

Das Wasser

In Schleswig-Holstein ist das Wasser nie weit weg. Ich persönlich mag die Nordsee lieber, auch wenn sie sich ungefähr zweimal am Tag verkrümelt. Aber am Ende ist natürlich auch die Ostsee wunderschön und eine Reise wert.

Es muss keine Insel sein, nicht einmal Sandstrand, Hauptsache Wind und Wellen!

In Brunsbüttel haben wir 100 m Luftlinie vom Elbdeich entfernt gewohnt. Das ist in Halstenbek schon ein bisschen anders, dafür haben wir hier mehr ÖPNV und können zur Not die Nachbar*innen an der Alster besuchen 😄

An der Küste findet sich das größte Raubtier Deutschlands, die Kegelrobbe. Außerdem bietet das Wattenmeer eine erstaunlich große Artenvielfalt, auch die begeistert mich immer wieder.

Und dass große Wassermassen entsprechende Wärmemengen aufnehmen können, bringt mich zum nächsten Vorteil dieses Bundeslandes 👉

Das Wetter

Wer mich kennt, weiß eins: Ich mag es gerne kalt. Der „meerumschlungene“ Charakter Schleswig-Holsteins sorgt dafür, dass die Temperaturschwankungen hier sehr moderat sind. Obwohl ich den Wechsel der Jahreszeiten genieße, bin ich froh, dass die Sommer hier nicht so heiß sind wie anderswo und dass sich die meisten Wetterlagen nicht so lange halten. Wie gesagt, hier gibt es Abwechslung 😁

Kolleg*innen meines Mannes haben sich oft über den Nebel und den tristen Januar beschwert. Ich fühle mich in der dunklen Jahreszeit tatsächlich eher geborgen und geflauscht. Wenn es so aussieht, als käme gleich der Schimmelreiter aus dem Gebüsch galloppiert, ist es meiner Ansicht nach genau die richtige Zeit für eine Tasse Tee unter der Wolldecke.

Gemütlichkeit ist etwas, was ich mir mache.

Das Essen

Ich habe gar kein ausgesprochenes Lieblingsgericht. Ein paar Kindheitserinnerungen habe ich aber in den letzten Jahren mit großem Erfolg veganisiert: Fliederbeersuppe und Birnen, Bohnen und Speck. Die Kombination aus süß und salzig und die intensiven Farben genieße ich genauso wie das nostalgische Gefühl, das für mich dabei aufkommt.

Jedes Mal, wenn ich darüber blogge, fällt mir die Liste mit Rezepten ein, die ich noch auf pflanzlich umstricken will. Labskaus dürfte schwierig werden, bei Mehlbüdel sollte es klappen. Irgendwann in den nächsten 20 Jahren in Schleswig-Holstein erwischt mich bestimmt die Inspiration.

Und dann gibt es noch Köllnflocken. Da geht mein Lokalpatriotismus mit mir durch. Das scheint auch anderen Menschen in Elmshorn so zu gehen, denn dort habe ich bisher die meisten Regalmeter am Stück nur mit den verschiedensten Kölln-Müslimischungen. Ich habe selbst zwei verschiedene Sorten Knuspermüsli, plus Haferkleie, kernige und blütenzarte Haferflocken im Küchenschrank vorrätig 😁

Die Over-Night-Oats sehen zwar vielleicht nicht beeindruckend aus, aber das ist wie mit dem Wattboden: Die inneren Werte sind es, die zählen.

Die Weite

In meiner Jugend lebte ich im Weserbergland. Mich hat es immer etwas irritiert, dass das Wiehengebirge und das Wesergebirge mir den Blick verstellten. In Dithmarschen konnte ich mich dann am vielen Himmel gar nicht sattsehen.

Für mich ist das weite Land der Ausdruck von Freiheit, einer meiner wichtigsten Werte, meiner größten Bedürfnisse.

Auch meinen beruflichen Werdegang und mein Verhältnis zu meinen Haaren hat die Sehnsucht nach Freiheit geprägt. Hier bin ich wohl nicht mehr wegzubekommen!

Die Festivalkultur

Bevor ich nach Dithmarschen zog, hatte ich keine Ahnung, wo genau Wacken liegt. Seit 2009 fahre ich brav zu jeder Ausgabe des WOA, es sei denn, es fällt aus Pandemiegründen aus. Oder es steht noch mehr als gewöhnlich unter Wasser und ich bin eine derjenigen, die sich überreden lässt, nicht mehr anzureisen.

2019 war ich sogar mit drei Freundinnen bei den Wacken Winter Nights. Wir haben im Februar gezeltet und morgens den Rauhreif auf den Autofensterscheiben bewundert. Mal was anderes, leider wurde dieses Festival wieder abgeschafft, weil es mehrere Male wegen instabiler Wetterlagen kurzfristig abgesagt werden musste.

Auch Dithmarschen hat musikmäßig alles gegeben: In Marne fand ein paar Jahre lang das Dithmarscher Rockfestival statt. Dort sind Größen wie Torfrock, die H-Blockx und Madsen aufgetreten. War sehr beschaulich und direkt um die Ecke.

Leider war vielen Bands aus südlicheren Gefilden vorher nicht ganz klar, dass die Dithmarscher*innen nicht so sehr aus der Ruhelage heraus kommen.

Merke: Im Rhythmus mitgenickt ist exstatisch genug getanzt.

Das Wattstock war eine Nebenveranstaltung der Wattolümpiade. Bei diesem Benefiz-Sportfest sind Wattlethen aus aller Welt für die gute Sache bei Ebbe im Elbschlick rumgeturnt. Zum Wattstock, das einige Male auch am Deich stattfand, sind immerhin Fury in the Slaughterhouse angetreten. Mein Highlight waren aber Mandowar.

Egal, ob bei Frost oder im Matsch: Freiluftmusik ist eins der großen Highlights. Und wenn es im Sommer doch mal wieder heiß und staubig sein sollte, finde ich immer noch einen Platz im Schatten.

Die Menschen und ihren Humor

Die Stadt Elmshorn und das Land Schleswig-Holstein haben eine Gemeinsamkeit: Sie haben jeweils einer Agentur eine Menge Geld für einen Markenspruch gezahlt. Ich hoffe, das war nicht in beiden Fällen die gleiche Firma 😆 Im Nachhinein sorgen sowohl die „supernormale“ Stadt in zartem Magenta wie auch der angebliche „echte Norden“ für eine Menge Heiterkeit.

Der norddeutsche Humor ist meistens etwas reserviert. Manchmal platt, oft staubtrocken und fast immer auf meiner Wellenlänge.

Wenn die drei Vokabeln „Moin“, „jo“ und „na!“ eine komplette Konversation ausmachen können, ist die Comedy entsprechend speziell.

Die Architektur

Die kompletten 20 Jahre in Schleswig-Holstein habe ich hinter roten Backsteinen gewohnt. Es hat sich so ergeben, dass auch unser Umzug nach Halstenbek uns wieder in ein rotes Haus führte. Auf der anderen Seite gibt es davon hier einfach auch viele, die Wahrscheinlichkeit war nicht sehr klein.

Und ich finde sie gleichermaßen schön wie praktisch. Mit den Jahren bekommen die Steine keine Schmuddelschicht, sondern Patina. Da muss in Jahrzehnten nicht nach gestrichen werden.

Allerdings liebe ich auch die weiß getünchte Variante mit blauen Türen und Fensterrahmen und Reetdach drauf. Oder den hellen Backstein der Marienkirche in Husum.

In unserem Haus haben wir keine blau-weißen Fliesen an der Wand. Wir mögen es aber schon gerne hauptsächlich norddeutsch-minimalistisch. Und wie schön, dass das hier so gut hin passt!

Die Farben

Von wegen graue Stadt am Meer: Was hier nicht minimalistisch ist, ist das Grün der Wiesen, das lila der Krokusblüte und das Farbspektakel der Sonnenuntergänge.

Und wenn nicht gerade Sommer oder Frühling ist, dann ist doch der Himmel immer wunderschön grau 😉 🩶

Auf die Zukunft in SH!

Vermutlich kommt ein kleines bisschen rüber, wie unfassbar gerne ich hier in diesem Land zwischen den Meeren lebe. Und ich hoffe auf noch mindestens 20 weitere Jahre in Schleswig-Holstein.


Wie geht es dir mit deiner eigenen Heimat? Bist du dort seit Generationen verwurzelt, gerade zugezogen oder etwas dazwischen? Sind dir auch Land, Leute und Kultur so ans Herz gewachsen wie mir?


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Kommentare

2 Antworten zu „20 Jahre Schleswig-Holstein“

  1. Ute

    „Supernormal“ für 60,000 Euro ist schon…. super. =)
    Ich bleibe im Herzen wohl immer Westfälin (da gibt´s übrigens auch nen Slogan: „Soest – heimliche Hauptstadt Westfalens“… Stadtmarketing ist offenbar eine wirklich unterhaltsame Branche). Soest bzw. die Soester Börde ist meine Heimat, auch wenn mein Zuhause seit 26 Jahren in Köln ist. Mit Köln verbindet mich eine stabile Hassliebe… die schunkelnde Selbstbesoffenheit der Kölner (die sich wahlweise als „schönste Stadt der Welt“ oder „nördlichste Stadt Italiens“ inszeniert) werde ich wohl nie teilen, aber es gibt schon auch viel Liebenswertes hier. Ich sag nur „jede Jeck is anders“ und „levve un levve losse“; wenn man irgendwo sein kann, wie man will und damit in Ruhe gelassen wird, dann in Köln.

    1. Liebe Ute,
      ja wenn ich mal dringend viel Geld machen muss, dann werde ich auf Stadtmarketing umsatteln. Diese Art Sprüche bekomme ich auch hin, da brauche ich mir nicht mal eine Glühweinlaune anzutrinken 😆
      Liebe Grüße nach Westfalen
      Angela

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