Welttag des Briefeschreibens – 1. September

Nahaufnahme von einem Briefumschlag, darauf abgebildet ist ein buntes Cartooneinhorn.

Wann hast du zum letzten Mal einen Brief geschrieben? Bei mir ist das erst ein paar Monate her. Heute ist der Welttag des Briefeschreibens und damit eine schöne Gelegenheit, andere Menschen dazu zu ermuntern. Im Jahr 2014 kam der Australier Richard Simpkin auf die Idee, diesen Gedenktag festzulegen.

Zu meinem Glück, denn die Augustausgabe der relevant-Blogparade läuft noch bis zum 2. September. Dabei ging es darum, die unterschiedlichsten Gedenktage und unsere Beziehung zu ihnen vorzustellen.

Briefeschreiben im zwanzigsten Jahrhundert

Ich bin alt genug, um lange Jahre ganz ohne E-Mail oder gar SMS ausgekommen zu sein. Als Jugendliche hatte ich sogar eine Zeit lang einen Brieffreund, allerdings kann ich mich nicht an seinen Namen erinnern. Oder wie diese Verbindung überhaupt zustande kam.

Abgesehen davon habe ich immer gerne Briefe geschrieben. Vor allem, als ich 1992 zum Studium wegzog und so mit meiner Schwester und einer Freundin in Kontakt blieb. Hauptsächlich waren diese Briefe eine Maßnahme, um uns gegenseitig möglichst nachhaltig zum Lachen zu bringen. Wir haben mit dem Quatsch, den wir in die Adressen eingefügt haben, die Grenzen dessen ausgetestet, was die Post noch für zustellbar hielt.

Später habe ich mit meinem jetzigen Mann per Brief kommuniziert. Für ein paar Monate wohnten wir noch an unterschiedlichen Orten und auch diese Post war hauptsächlich humorvoll gemeint. Im Nachhinein sehe ich noch klarer, wie sehr es mir in beiden Situationen gut getan hat, regelmäßig einen dicken Umschlag öffnen und liebe Gedanken an mich lesen zu können.

Ich telefoniere sehr ungern. Aber so ein bisschen möchte ich schon die Verbindung zu lieben Menschen aufrecht erhalten. Und mir hat das ganze Drumherum gefallen. Vom Briefpapierkauf über das Formulieren bis zum Aufkleben der Briefmarke, da sind so viele Schritte dabei, die den Austausch entschleunigen und meinen Sinn für Ästhetik ansprechen.

Wenn ich heute so lange auf eine Whats-App-Nachricht warten müsste wie damals auf einen Anwortbrief, das würde mich rappelig machen. Damals gehörte die lange Pause einfach dazu.

Briefeschreiben heute

In der Schule werden Briefe als Textform als Schreibübung genutzt. Wobei ich vermute, dass sich das bald erledigt haben wird. Im ESA und MSA kann in Englisch jedenfalls die Schreibaufgabe eine E-Mail sein, die ja vom Aufbau her ähnlich ist. Aber selbst das entspricht nicht mehr dem Alltag von Kindern und Jugendlichen.

Als ich vor wenigen Jahren mal einer Drittklässlerin im Nachhilfeunterricht in Deutsch vorschlug, sie könnte ja einen Brief schreiben, war sie sehr entrüstet. „Ich habe schon einen Brief geschrieben!“ entgegnete sie und blätterte in ihrer Mappe, um mir das Beweisstück zu präsentieren. Ein Brief pro Schullaufbahn wird also als genug empfunden 😀 Damals wusste ich nicht einmal, dass es einen Welttag des Briefeschreibens gibt, aber ich gehe davon aus, dass das Mädchen wohl noch den einen oder anderen Brief herbei zaubern musste, widerwillig oder nicht.

Auch die Post bemerkt, dass weniger Briefe verschickt werden. Daher werden Filialen geschlossen und die durchschnittlichen Transportzeiten verlängert. Aus wirtschaftlicher Sicht ist das verständlich, aber schade finde ich es trotzdem.

Wo lohnt sich das Briefeschreiben noch?

Sorgen und Nöte

Es gibt Anlässe, bei denen ein Brief noch Eindruck macht. Und zwar in der Politik und bei öffentlich rechtlichen Medien. Teils auch dadurch bedingt, dass dort Menschen arbeiten, die wie ich alt genug sind, um die Briefära noch miterlebt zu haben.

Wenn sich jemand hinsetzt, Papier auswählt, eventuell noch einen Füller verwendet und dann von Hand Kritik, Nöte und Sorgen formuliert, dann sollte am anderen Ende ankommen, wie dringend das Anliegen ist. Allerdings wirkt selbst eine E-Mail direkter und nachhaltiger als ein wütender Kommentar in den sozialen Medien.

Ich schreibe immer wieder Briefe an Politiker:innen und die öffentlich-rechtlichen Medien. Oft erhalte ich auch Antworten, seltsamerweise kaum von Menschen aus der CDU. Aber vielleicht muss ich da einfach mehr am Ball bleiben und mit weiteren Briefen nachhaken 😉 Da nehme ich den Tag heute auch für mich als Anlass, meine Füller mal frisch mit Tinte zu versorgen.

über mich: Photo von einer Zentanglekachel und fünf verscheiedenen Füllern

Wenn du ein Anliegen hast und deine Abgeordneten anschreiben willst, hier findest du die Adressen:

Wie du diese Post gestaltest, liegt bei dir. Ich bin immer sehr höflich, aber klar und ehrlich. Du kannst ansonsten so formell schreiben, wie du möchtest.

Bei ARD und ZDF habe ich bisher nur E-Mails verschickt. Früher bekamen die ja die sagenumwobenen „Wäschekörbe“ mit Post. Vielleicht verlege ich mich da auch wieder auf die Papierversion. Hier jedenfalls sind die Kontaktinformationen:

Wenn du an Politiker:innen oder Sendeanstalten geschrieben und Antwort bekommen hast, teile das gerne öffentlich. Meine Hoffnung ist, dass dadurch andere Menschen inspiriert werden, auch zu Stift und Papier zu greifen. Und nicht nur am Welttag des Briefeschreibens.

Feiertagspost

Nahaufnahme von einem Osterei, das in einem Vorgarten in einem Baum hängt. Darauf steht: Friede, Freude, Eiersuchen

Eine wunderschöne Aktion zu Ostern und Weihnachten ist PostMitHerz. Dabei melden sich viele Freiwillige an und erhalten Adressen von Menschen, die ansonsten zu diesen Feiertagen keine Karten bekämen. Meistens sind das Altenheime. Du kannst der Organisation auf Instagram und Facebook folgen, oder dich per Newsletter erinnern lassen. (Vielen Dank für die Erinnerung an Daniel vom Hosentaschenblog!)

Fediverse reactions

Kommentare

4 Antworten zu „Welttag des Briefeschreibens – 1. September“

  1. Ja, leider geht das Briefe schreiben immer mehr verloren. Ich habe einen Brief schreiben auch noch in der Schule gelernt. Allerdings wurde das Thema sehr schnell abgehandelt. Für Berwerbungsschreiben in Briefform wurde etwas genauer gesprochen. E-Mail verfassen war bei uns mehr ein Thema. Obwohl ich es in manchen Situationen auch gut finde einen Brief zu verfassen. Zudem bin ich auch ein großer Fan von Postkarten oder Grußkarten, dass geht leider auch immer mehr verloren. LG Edeline

    1. Ohja, Postkarten sind auch so eine schöne Tradition, die leider ihrem Ende entgegen geht. Ich schreibe total gerne Karten und bekomme auch gerne welche. Vor allem schreibe ich manche Jahre auch zu Weihnachten viele Karten, da steht dann nicht so viel drin wie in einem Brief, aber es stecken ganz viele liebe Gedanken drin 🙂
      Liebe Grüße
      Angela

  2. Danke für deine Teilnahme 🙂

    Ich schreibe auch gerne, aber den letzten persönlichen Brief habe ich wohl vor zwanzig Jahren verschickt. Es ist schön, einen persönlichen Brief zu erhalten, aber das Briefeschreiben ist halt viel aufwändiger als eine E-Mail oder eine Messenger-Nachricht zu verschicken.

    1. Hi Erik,
      es waren so viele spannende Themen dabei und eigentlich hatte ich auch Ferien, aber irgendwie musste ich trotzdem ungefähr die Hälfte streichen. Ein paar sind jetzt in den Entwürfen für das nächste Jahr. Jedenfalls war es eine geniale Idee von Euch, Blogartikel an Gedenktagen aufzuhängen!
      Liebe Grüße
      Angela

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