Das Schuljahr hat gerade erst angefangen. Jedenfalls hier in Schleswig-Holstein und Hamburg. Noch scheinen ESA, MSA und Abitur sehr lange hin. Trotzdem lohnt es sich, jetzt schon die größten Stolpersteine bei der Prüfungsvorbereitung zu erkennen und zu beseitigen.
Auf meinem Blog schreibe ich über die Vorbereitung auf das Mathe-Abi. Zu den ESA- und MSA-Prüfungen werde ich noch ähnliche Artikel schreiben. Allerdings gilt diese folgende Liste mit Stolpersteinen grundsätzlich für alle Prüfungen und alle Altersklassen. Steigen wir also direkt ein!
1. Aufschieben
Wir kennen es vermutlich alle. Zuerst scheint noch so viel Zeit zu sein und dann ist es plötzlich kurz vor knapp. Wenn wir spät mit der Prüfungsvorbereitung anfangen, sind der Stress und die Reue vorprogrammiert.
Jedes Jahr staunen meine Schüler:innen und auch ich wieder, wie schnell so ein Schuljahr vergehen kann. Und ich sage ihnen dann auch immer ehrlich, dass ich eigentlich die Letzte bin, die ihnen zum Thema „Aufschieben“ etwas erzählen sollte. Allerdings muss ich auch keine Abiklausuren mehr schreiben.
Mein Tipp: Besser heute als morgen anfangen. Klingt nervig, stimmt trotzdem.
2. Zu hohe Ziele setzen
Oft haben wir selbst an uns die höchsten Ansprüche. Wenn wir allerdings von uns mehr erwarten, als wir realistisch schaffen können, ist das einer der größten Stolpersteine bei der Prüfungsvorbereitung. Und auch hier wissen wir es eigentlich besser. Gleichzeitig erlebe ich immer wieder Schüler:innen, die glauben, alles unter Höchstleistung ist zu wenig.
Auf meinem beruflichen Lebensweg wurde ich extrem selten nach meinen Noten gefragt. Auch nicht nach den Schulen oder Universitäten, an denen ich war. Was später wirklich zählt, ist wie gut du in das jeweilige Team oder in den Betrieb hinein passt.
Mein Tipp: Richte dich danach, was für deine berufliche Weichenstellung später nötig ist (zum Beispiel nach dem Numerus Clausus). In allen Fällen brauchst du keine 100% in allen Fächern.
Das bringt uns zum nächsten Punkt:
3. Keine Fragen stellen
Es gibt bei mir keine dummen Fragen. Wer nicht fragt, obwohl er oder sie eigentlich gerne Informationen hätte, legt sich den Stolperstein selbst vor die Füße. Je früher du für dich Dinge klärst, umso gelassener kannst du deine Prüfung angehen:
- Welche Noten in welchen Fächern brauchst du für die Ausbildung oder das Studium deiner Wahl?
- Wo findest du die Prüfungsverordnung deines Bundeslandes und was steht darin?
- Wann genau sind die Prüfungstermine?
- Welche Themenbereiche musst du dafür genau lernen und was kannst du weglassen?
Diese Liste erweitert sich natürlich um das, was dir rund um deine Prüfung herum nicht klar ist.
Mein Tipp: Frag lieber einmal zu viel als einmal zu wenig.
Und: Falls du befürchtest, deinen Lehrkräften damit auf die Nerven zu gehen: Die siehst du in der Zukunft nicht mehr so oft. Mit zu wenig Informationen in die Prüfungsvorbereitung zu gehen, wirkt sich allerdings eventuell auf deine Zukunft aus. Sieh das Ganze als eine Gelegenheit, das Prioritätensetzen zu üben.
4. Ein ungünstiges Prüfungsformat wählen
Dieses Problem habe ich in den letzten Jahren mehrfach in Aktion gesehen. Einige Schüler:innen hofften mit ihrer Wahl auf eine leichtere Prüfung. Leider gingen einige von ihnen mit sehr schlechten Noten nach Hause.
Aus meiner Sicht ist das hier einer der unerwarteten und besonders ärgerlichen Stolpersteine bei der Prüfungsvorbereitung. Die meisten Betroffenen hatten sehr viel Arbeit und Zeit in die Ausarbeitung gesteckt und das vernichtende Urteil traf sie deswegen besonders hart.
Wenn du die Möglichkeit hast, für das Abitur zwischen einer „klassischen mündlichen Prüfung“ und einer „Präsentationsleistung“ zu wählen, erkundige dich vorher extra genau und wäge deine Motivation gründlich ab.
Mein Tipp: Frage Menschen, die an deiner Schule eine PL im Abi gehalten haben, nach ihren Erfahrungen.
Zusätzlich findest du auf meinem Blog auch einen Artikel über die unerwarteten Nachteile einer PL.
5. Keine Unterstützung holen
Niemand muss Prüfungen ganz alleine schaffen. Oder das Rad neu erfinden. Wenn du alleine über deinen Aufzeichnungen brütest, bestätigt dir niemand zwischendurch, ob du das Gelernte richtig erklären kannst.
Außerdem ist es für viele von uns schwieriger, alleine am Ball zu bleiben. Wer mit anderen zum Lernen verabredet ist, hat sich schon ein ganzes Stück mehr verpflichtet.
Mein Tipp: Such dir Lerngruppen, trage Präsentationen mehrfach deiner Familie vor und nutze alle Ressourcen, die das Internet zur Information bietet.
Über die Matheabituraufgaben seit 2017 habe ich zum Beispiel selbst eine Blogreihe geschrieben.
6. Zu viel vornehmen
Auch beim zeitlichen Aufwand verschätzen wir Menschen uns gerne. Selbst ich lerne immer noch, dass mein Tag nicht mehr Stunden hat als der anderer Menschen. Je realistischer ich meine Projekte einschätze, umso mehr schaffe ich am Ende.
Wenn du zu Anfang zu viel Energie investierst, ist es nicht unwahrscheinlich, dass du auf der Hälfte einknickst und dich dann nur noch schwer motivieren kannst.
Mein Tipp: Lerne lieber regelmäßig in kleinen Portionen.
7. Denken, es ist zu spät
Es gibt Schüler:innen, die sind super organisiert. Ich habe beeindruckende Mappen mit allen Lernzettel auf Jahre zurück gesehen. Andere stellen erst später fest, dass sie nun langsam mit der Prüfungsvorbereitung anfangen sollten.
Im Punkt 1 habe ich dir geraten, das Lernen nicht aufzuschieben. Aber auch später, wenn die Prüfung eigentlich gar nicht mehr weit ist, ist Aufgeben keine Option.
Bei mir zu Hause hängt dieses Zitat eines Tennisspielers an der Wand:
Start where you are, use what you have, do what you can.
Arthur Ashe
Mein Tipp: Der beste Moment um anzufangen ist jetzt. Von Selbstvorwürfen wird nichts besser.
Atme durch und tue, was du kannst. Mehr erwartet die Welt nicht von dir.
8. Nur das eigentliche Fach vorbereiten
Wir können noch so viele Vokabeln und Formeln gelernt haben. Manchmal setzt in der Prüfung das Gehirn einfach aus. Wenn der Stress zu viel wird, scheint es dann, als hätten wir alles vergessen. Ein großer Teil der Prüfungsvorbereitung liegt darin, dass wir mit dem Prüfungsstress rechnen.
Wenn du davon ausgehst, dass du unter Stress eventuell weniger leicht auf das Gelernte zugreifen kannst, bist du besser darauf vorbereitet. Damit meine ich nicht, dass du schon vorher aufgeben sollst, sondern dass es sich lohnt, eine klare Strategie für diese Situation zu haben.
Denn dann hast du während der Prüfung eine solidere mentale Haltung, von der aus du die gelernten Fachinhalte viel gelassener präsentierst.
Mein Tipp: Befasse dich neben dem fachlichen Lernen auch mit Entspannungstechniken.
Es gibt zum Beispiel spezielle Prüfungsmediationen. Finde rechtzeitig die Methode, die am besten zu dir passt. Vielleicht hilft dir auch meine geführte Meditation (YouTubevideo) weiter.
9. Lernstoff screenshotten
Mein Screenshotordner ist regelmäßig kurz vorm Platzen. Ich kenne also das Bedürfnis, Informationen „erstmal“ festzuhalten. Allerdings bringt eine photographierte Tafel oder ein heruntergeladener Lernzettel deinem eigenen Wissensstand gar nichts.
Schlimmer noch, das Gehirn ruht sich eventuell darauf aus, schon sehr viele Bilder und PDFs zusammen gesammelt zu haben. Und dann lernst du am Ende weniger als ohne diesen elektronischen Lernstoffvorrat.
Außerdem sind sind Lernzettel generell nicht hilfreich, wenn sie nur einmal liebevoll gestaltet und dann abgeheftet werden. Lernen funktioniert so nicht. Die Informationen halten deutlich besser, wenn du sie wiederholst. Und zwar mehrfach.
Mein Tipp: Schreibe deine Lernmaterialien selbst, am besten von Hand. Und nutze sie danach zum Wiederholen. Und zwar mehrfach.
Stolpersteine bei der Prüfungsvorbereitung – mein Fazit
Ich hoffe, diese Sammlung meiner Beobachtungen hilft dir bei deiner Prüfungsvorbereitung weiter. Nicht alle Stolpersteine bei der Prüfungsvorbereitung treffen auf uns alle zu. Aber jeder Stein, den du jetzt schon beseitigst, bringt dich einen Schritt weiter auf dem Weg zur bestandenen Prüfung.
Wie du siehst, gibt es eine Menge Stellschrauben, die gute Noten wahrscheinlicher machen. Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg, beim Beseitigen der Stolpersteine und bei deiner Prüfung!
Wenn das Thema für dich interessant ist, habe ich auf meinem Blog weitere Artikel zum Lernen für dich.
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